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Ein Mann mit klaren Prinzipien

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Washington - "Er war ein Mann der Prinzipien, dessen stille Beiträge oftmals über Sieg oder Niederlage entschieden" betonte US-Außenminister Colin Powell in einer Stellungnahme zum Tod von Cyrus Vance, der am Wochenende in einem New Yorker Spital 84-jährig an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben ist.


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Der am 27. März 1917 in Clarksburg/West Virginia geborene Cyrus Vance, der schon als Dreijähriger seinen Vater verloren hatte, diente nach der Absolvierung der Yale-Universität während des Zweiten Weltkrieges in der US-Marine und trat nach dem Krieg in die angesehene Anwaltsfirma Simpson, Thacher & Bartlett ein. Ab 1957 beriet er verschiedene Subkomitees des Verteidigungsministeriums, wo er in jenem Komitee, das sich ab 1958 mit Raumfahrtfragen beschäftigte, den späteren Präsidenten Lyndon B. Johnson kennenlernte, in dessen Regierung er von 1964 bis 1967 stellvertretender Verteidigungsminister wurde. In diesen Jahren musste er bei der Beilegung von Krisen in Panama und Santo Domingo einspringen und im Zypernkonflikt vermitteln. Im Mai 1968 war er neben Averell Harriman zweiter Delegationsleiter der Pariser Vietnamgespräche.

Nach einer politischen Zwangspause unter den Präsidenten Richard Nixon und Gerald Ford holte ihn Jimmy Carter 1977 als Außenminister in sein Kabinett, wo er Henry Kissinger ablöste. Allerdings hatte sich Vance, der als Taube galt, in dieser Position immer wieder gegen Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski durchzusetzen. In seine Amtszeit fielen die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zu China und die Unterzeichnung des ägyptisch-israelischen Friedensvertrages in Camp David. Als Jimmy Carter seine Zustimmung zu einer militärischen Aktion zur Geiselbefreiung im Iran gab, die dann kläglich scheiterte, trat Vance aus Protest von seinem Posten als Außenminister zurück.

Obwohl er danach kein Regierungsamt mehr bekleidete, wurde Cyrus Vance immer wieder mit internationalen Missionen betraut. 1980 arbeitete er in der "Palme-Kommission" für eine atomwaffenfreie Zone in Mitteleuropa. 1991 berief ihn UN-Generalsekretär Perez de Cuellar zum UNO-Sonderbeauftragten für Jugoslawien, wo er in Kroatien erfolgreich war, in Bosnien jedoch scheiterte. Im Auftrag der UNO vermittelte Vance dann zwischen Armenien und Aserbeidschan, 1992 in Südafrika und 1993 zwischen Mazedonien und Griechenland.

Vance, der seit längerem an Alzheimer litt, hinterlässt eine Frau, vier Töchter und einen Sohn.