Zum Hauptinhalt springen

Ein Medienkonzern orientiert sich

Von Michael Donhauser

Wirtschaft

Bertelsmann steht vor richtungsweisenden Entscheidungen. | Gütersloh. (dpa) Führt der Weg zur Börse? Wird man sich gar von einem der sechs Unternehmensbereiche trennen, wie jüngst in Medien spekuliert? Und wer wird die Zukunft an der Spitze des Konzerns als Nachfolger des 2007 ausscheidenden Vorstandsvorsitzenden Gunter Thielen gestalten? Brennende Fragen, die sich beim Managementtreffen vorige Woche auch die "oberen 600" der weltweit mehr als 80.000 "Bertelsmänner" stellten. Die Antwort der Führung heißt vor allem Ruhe und Kontinuität.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Ein Börsengang - von der Eignerfamilie des Firmenpatriarchen Reinhard Mohn ungern gesehen - steht unmittelbar nicht bevor. Der belgische Minderheitsaktionär Groupe Bruxelles Lambert (GBL) des Finanzinvestors Albert Frere hat das Recht, seinen Anteil von 25,1 Prozent ab Mai 2006 zu verkaufen. Dieser habe allerdings kein Interesse daran, sagt Thielen.

Rückkauf keine Option

Bertelsmann ist intern längst darauf vorbereitet, das belgische Viertel an die Börse zu bringen. Nicht zuletzt die Berufung des börsenerfahrenen Managers Thomas Rabe (früher RTLGroup) als Nachfolger des nach 15 Jahren scheidenden Finanzvorstands Siegfried Luther weist darauf hin. "Man kann nicht davon ausgehen, dass Frere seinen Anteil an Bertelsmann ewig halten wird. Ganz sicher nicht", sagt Luther. Da für die Familie Mohn ein milliardenschwerer Rückkauf wohl keine Option ist, bleibt ein Börsengang mittelfristig wahrscheinlich.

Vor seinem Abschied zu Jahresende hat Luther noch einmal ungewollt für Aufsehen gesorgt. "Nirgendwo steht geschrieben, dass Bertelsmann sechs Unternehmensbereiche haben muss", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Um einen "dicken Fisch" an Land zu ziehen, könne man auch einen Bereich versilbern und den Erlös in etwas Vielversprechenderes stecken. Schon wurde spekuliert, dass der Musikbereich zur Disposition stehen könnte. Bei BMG klappt die Fusion mit Sony nicht so wie in Gütersloh erhofft, und ein Rechtsstreit um einen CD-Kopierschutz könnte das Unternehmen teuer zu stehen kommen. Luther winkt ab: Die Musik bleibe Bertelsmann-Kerngeschäft.

Wer nach Thielen den Konzern durch die Untiefen der sich rasch verändernden Medienwelt führen soll, ist in Gütersloh noch gut gehütetes Geheimnis. Als Favorit gilt der Vorstandsvorsitzende der Dienstleistungstochter Arvato, Hartmut Ostrowski. Aber auch der Chef der zum Konzern gehörenden RTL-Group, Gerhard Zeiler, sowie der Leiter des in der Sparte Direct Group gebündelten Klubgeschäfts, Ewald Walgenbach, rechnen sich Chancen aus.