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"Ein Mensch in der Hofburg sein"

Von Martyna Czarnowska

Politik

Das Rätselraten um eine Nominierung der ÖVP für die Bundespräsidentschaftswahl hatte am Donnerstag ein offizielles Ende. "Ich habe eine große Freude, Außenministerin Benita Ferrero-Waldner als Kandidatin der Österreichischen Volkspartei zu präsentieren", verkündete Bundeskanzler Wolfgang Schüssel. Im Fall ihrer Wahl wolle sie eine "Bundespräsidentin mit Herz" sein, bedankte sich die Anwärterin.


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Bei der Bundespräsidentschaftswahlkandidatinnenpräsentation hatte Benita Ferrero-Waldner allen Grund zum Lächeln. Denn in den Kampf um das höchste Amt im Staat zieht sie "mit voller Unterstützung" ihrer Partei. War zuletzt noch nicht klar, ob die ÖVP lediglich das Personenkomitee der Außenministerin stärken oder diese als Parteikandidatin nominieren würde, räumte Bundeskanzler Schüssel nach einer Vorstandssitzung am Donnerstag die Zweifel aus. Ferrero-Waldner sei "die beste Kandidatin", stellte er fest.

Den Vorschlag zur Nominierung hätten Kurt Bergmann und Monika Bleckmann vom Personenkomitee eingebracht - und in der Vorstandssitzung sei dies einstimmig angenommen worden, berichtete Schüssel. Er verwies auf Ferrero-Waldners Einsatz in der Zeit der Sanktionen, die Koordination des EU-Vorsitzes 1998, ihre Arbeit für die OSZE und die Vereinten Nationen. Gleichzeitig betonte der Bundeskanzler, dass die Kandidatin - im Unterschied zu ihrem SPÖ-Kontrahenten und Langzeitpolitiker Heinz Fischer - 80 Prozent ihres Lebens außerhalb der Politik verbracht habe, was einen "ganz anderen Zugang zu den Dingen" sichere.

Für Benita Ferrero-Waldner war es ein "sehr bewegender Moment". Sie sei dem Ruf gefolgt und wolle - im Fall ihrer Wahl - eine Bundespräsidentin "für alle Österreicherinnen und Österreicher" sein, die Türen der Welt für Österreich noch weiter öffnen. "Ich bin ein Mensch. Und ich möchte ein Mensch in der Hofburg sein", sagte die Außenministerin, die in dieser Funktion bis zur Wahl am 25. April bleibt. Ebenso wolle sie eine Identifikationsfigur sein. Der Bundespräsidentschaftswahlkampf wird damit zu einem Wettrennen zwischen Fischer und Ferrero-Waldner - auch wenn sich Grüne oder FPÖ doch noch für eine eigene Kandidatur entscheiden sollten. Laut einem APA/OGM-Vertrauensindex kann dabei der SPÖ-Kandidat derzeit auf einen klaren Vorsprung bauen. Nach der Auswertung von 500 Telefoninterviews ergibt sich für den Zweiten Nationalratspräsidenten ein Vorsprung von 43 zu 31 Punkten. Allerdings habe der Wahlkampf erst begonnen und alles sei noch offen, erklärte der OGM-Politologe Peter Hajek.

Einen "leichten Vorteil" für Heinz Fischer sehen auch Meinungsforscher. Dem SPÖ-Kandidaten komme zu Gute, dass er sich als Ausgleich zur ÖVP-FPÖ-Koalition auf Regierungsebene präsentieren könne, meinte OGM-Leiter Wolfgang Bachmayer im ORF-Radio. Ob die Frage des Geschlechts bei der Wahl ausschlaggebend sein könnte, wurde zurückhaltend kommentiert. Es werde von der Kampagne und vom Auftreten der Kandidatin abhängen, erläuterte Christoph Hofinger von SORA. Laut Bachmayer würden die meisten jedenfalls eine Frau "im höchsten Amt" akzeptieren.