Zum Hauptinhalt springen

Ein Milliardär will an Bord der AUA

Von Karl Leban

Wirtschaft
Will ein größeres Stück der AUA schlucken: Scheich Al Jaber. Foto: JJW

150 Mio. Euro Mitgift für Expansion im Nahen und Mittleren Osten. | Einstieg wäre über eine Kapitalerhöhung möglich. | Wien. Wie Phönix aus der Asche ist am Freitag der seit Monaten darniederliegende Aktienkurs der AUA um bis zu 17 Prozent nach oben geschossen. Hintergrund für das Kursfeuerwerk: die spektakulären Einstiegspläne des schwerreichen österreichisch-saudischen Geschäftsmannes Mohammed Bin Issa Al Jaber.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

150 Mio. Euro will Scheich Al Jaber in die Hand nehmen, um sich substanziell bei der rot-weiß-roten Fluglinie einzukaufen. Dem Vernehmen nach hat der 48-jährige Milliardär einen Anteil von bis zu 25 Prozent im Visier.

Alfred Ötsch, Chef der teilstaatlichen AUA, bestätigt nur, dass es "intensive Gespräche" gibt, aber "noch keine Beschlüsse", Al Jaber an Bord zu holen. Er verweist auf die nächste Sitzung des Aufsichtsrats am 12. März, in der er über Al Jabers Pläne für eine strategische Beteiligung "umfassend" berichten will.

Ziel einer solchen Beteiligung wäre eine partnerschaftliche Unterstützung bei den Expansionsbestrebungen der AUA im Nahen und Mittleren Osten, der neben Osteuropa ebenfalls zu den Kernmärkten des National-Carriers gehört. Verhandelt wird auch über eine Kooperation im Bereich Tourismus. Al Jaber, der über beste Kontakte in den arabischen Raum verfügt, ist in diesem Geschäft mit seiner Unternehmensgruppe JJW Hotels & Resorts seit Jahren erfolgreich unterwegs - so auch in Wien, wo er die drei Luxus-Hotels "Grand Hotel", "The Ring" und "Schwarzenberg" betreibt.

Wird die ÖIAG mitspielen?

Möglich wäre ein Einstieg über eine Kapitalerhöhung. Die müsste freilich von den AUA-Aktionären auch gebilligt werden - und exklusiv für den arabischen Scheich reserviert sein. Deshalb wird entscheidend sein, ob die ÖIAG dabei mitspielt. Als Hauptaktionär der AUA hält die Staatsholding 42,75 Prozent der Anteile. Ihr Paket ist mit den Anteilen heimischer Banken und Versicherer (7,25 Prozent) syndiziert, womit eine österreichische Mehrheit bei der AUA gesichert wird. Diese - für die internationalen Flugrechte notwendige - Mehrheit wäre mit einem Einstieg Al Jabers allerdings nicht in Frage gestellt. Denn Al Jaber hat die österreichische Staatsbürgerschaft, als weiterer Kernaktionär würde er das Syndikat sogar stärken.

Wie die ÖIAG offiziell zu Al Jabers Plänen steht, bleibt vorerst offen. Deren Chef Peter Michaelis war am Freitag auf Tauchstation. Dem Vernehmen nach soll er Vorbehalte haben - im Gegensatz zu Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und Finanzminister Wilhelm Molterer, die den Einstiegsabsichten Al Jabers bereits wohlwollend gegenüberstehen.

Option "Lufthansa" wäre weg

Indes warnt Rupert-Heinrich Staller, AUA-Investor mit "Meinl-Vergangenheit", davor, die AUA einem unnötigen Risiko auszusetzen: "Mit Al Jaber wird die Option Lufthansa zum Luftschloss, sollte die AUA die Sanierung aus eigener Kraft nicht schaffen. Das wäre hochgefährlich." Staller appelliert deshalb an den Aufsichtsrat, sorgfältigst zu prüfen, ob ein Einstieg des Saudis Sinn machen würde. "Legt Ötsch den AUA-Aktionären ein Konzept vor, müsste das unendlich überzeugend sein und vor allem auch den Mehrwert einer Beteiligung Al Jabers aufzeigen", betont Staller.

Wissen: Firmen-Imperium Al Jabers

(kle) Scheich Mohammed Bin Issa Al Jaber hat sein gigantisches Vermögen von rund einer Milliarde Dollar vor allem im Touristik-Geschäft gemacht.

Seine Firmen-Gruppe JJW Hotels & Resorts besitzt und verwaltet noble Hotels in Europa, im Mittleren Osten und Nordafrika, ist aber auch in Frankreich, Großbritannien, Portugal und Österreich stark vertreten. Im vergangenen Jahr konnte ein Rekordgewinn von 276 (nach 66) Mio. Dollar eingefahren werden. JJW ist eine Tochter von MBI International. Über diese Holding steuert Al Jaber seine Geschäfte. Die MBI-Gruppe, die nicht nur in der Tourismus-Sparte tätig ist, sondern auch in den Branchen Bau und Nahrungsmittel, setzt jährlich 1,9 Mrd. Dollar um und hat rund 11.000 Mitarbeiter. Präsent ist sie in Saudi-Arabien, Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten, im Irak sowie in ganz Europa und den USA.