Zum Hauptinhalt springen

Ein Monarch nach orientalischer Art

Von Anne-Beatrice Clasmann

Politik

Der verstorbene König Fahd von Saudi-Arabien war ein orientalischer Monarch alten Zuschnitts. Demokratie und transparente Staatsfinanzen waren für den Sohn von Reichsgründer Abdulaziz Ibn Saud, der 1982 zum Herrscher des Landes mit den größten bekannten Ölvorkommen der Welt wurde, neumodischer Unsinn aus dem Westen. Er regierte das islamische Königreich mit Hilfe seiner Brüder wie ein Familienunternehmen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Innerhalb der Herrscherfamilie galt Fahd als "Liberaler". Seine Entscheidung, 1990 amerikanische Truppen ins Land zu lassen, die von Saudi-Arabien aus ihren Feldzug gegen Saddam Husseins Truppen in Kuwait organisierten, machte ihn zum Feindbild vieler Islamisten. Sie erklärten, der König, der sich 1986 den Titel "Hüter der Heiligen Stätten" (von Mekka und Medina) zugelegt hatte, habe kein Recht, eine Armee von "Ungläubigen" ins Geburtsland des Islam zu holen. Die Entscheidung Fahds war auch in der Familie Saud selbst umstritten.

In Spanien sorgte König Fahd stets für Aufsehen, wenn er mit seinem großen Gefolge zur Sommerfrische nach Marbella reiste, wo er eine prunkvolle Residenz erworben hatte. Denn König und Hofstaat gaben täglich Millionen Euro für ihr Freizeitvergnügen aus. Legendär ist ein "Familienausflug" seiner Entourage in Südspanien, für den er 300 silberfarbene Edelkarossen mietete. Doch unter König Fahd wurde auch kräftig in das Bildungswesen des Landes investiert. Viele Saudis, die zur heutigen Elite des Landes zählen, wurden zum Studium in die USA geschickt.

Als Fahd, als dessen Geburtsjahr nach unterschiedlichen Quellen mit 1921 oder 1923 angegeben wird, 1982 den Thron bestieg, besaß er bereits Erfahrung in der Politik, da er zuvor das Erziehungs- und das Innenministerium geleitet hatte und seit 1967 Vizepremier war.

Fahd war einer von 45 Söhnen von König Abdulaziz Ibn Saud (1880-1953). Er gehörte zu den so genannten Sudairi-Sieben, den sieben Söhnen, die der Staatsgründer mit Hassa al-Sudairi gezeugt hatte. Bei wichtigen politischen Entscheidungen zogen die "Sieben" oft an einem Strang.

Zu den Klippen, die Fahd im Laufe seiner Laufbahn umschiffen musste, gehörte auch der Aufstand islamischer Fundamentalisten in Mekka 1979. Die Extremisten prangerten das ausschweifende Leben der Prinzen aus dem Hause Saud an. Sie nahmen Geiseln und konnten erst nach zwei Wochen überwältigt werden. 1987 kam es in Mekka erneut zu blutigen Zusammenstößen, diesmal zwischen iranischen Pilgern und saudiarabischen Sicherheitskräften.

Schlaganfall im Jahr 1995

Ähnlich wie Fahd, der sich bereits in der Ära seines schwerkranken Vorgängers König Khaled um das politische Tagesgeschäft gekümmert hatte, so übernahm nach einem Schlaganfall Fahds 1995 sein Halbbruder Kronprinz Abdullah einen Großteil der Verantwortung im Wüstenstaat. Obwohl er anfangs als weniger amerikafreundlich galt als Fahd, gelang es Abdullah, die US-Regierung nach den Flugzeugattentaten vom 11. September 2001 zu beschwichtigen. Denn nachdem sich herausstellte, dass 15 der 19 Attentäter saudiarabische Staatsbürger waren, war das enge Verhältnis zwischen Washington und Riad vorübergehend getrübt. Arabische Beobachter veranlasste die Art und Weise, wie diese Zweckehe zweier ideologisch so weit von einander entfernter Staaten, letztlich doch noch gekittet wurde, zu dem Schluss: "Öl ist eben dickflüssiger als Blut." dpa