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Ein Montag mit Herzfehler

Von Francesco Campagner

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Klatschsüchtige sehnen den Beginn der Arbeitswoche herbei. Denn nicht nur am Arbeitsplatz können sie ihrer Leidenschaft frönen, sondern auch mittels TV. Der Montag bietet nämlich eine unglaubliche Fülle an Formaten, deren Schwerpunkt im Befriedigen der menschlichen Neugier zu bestehen scheint. Während der ORF mit "Thema" noch auf durchaus zurückhaltende Weise zu punkten versucht, bedienen sich Sender wie RTL schon kräftigerer Emotionen.

Sex, Sport, Geld und Tod stehen etwa im Mittelpunkt einer Sendung namens "Extra". Birgit Schrowange ließ am Montag den Tod eines Fußballspielers in einem Bericht mit der Fitnessleidenschaft der Deutschen vergleichen. Der plötzliche Herztod als Folge von Training trotz Erkältung wurde zum Thema gemacht, und ein bekannter Fußballprofi mit Herzfehler dazu befragt. Wenn dieser Spieler aufs Feld läuft, hat der Mannschaftsarzt immer einen "Defi", so die verharmlosende Abkürzung für den Defibrillator, dabei.

Ein Sportmediziner durfte sich über diese Verantwortungslosigkeit äußern, während man immer wieder den leblosen Körper des Benfica-Spielers Miklos Feher sah. Kein Wort wurde über Doping im Sport verloren, auch nicht eine Woche nach den diesbezüglichen Aussagen des Fußballidols Zidane vor einem italienischen Gericht. Dafür beschäftigte sich "Extra" mit weiteren, den Menschen ans Herz gehenden Themen, wie etwa Preisnachlass in deutschen Bordellen und der Irreführung bei Gewinnzusagen. Am Montag ist anscheinend alles zumutbar.