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Von Bürgernähe sprechen Brüsseler Politiker viel und gerne - die EU-Krise um Verfassung und Finanzen hat der Debatte neuen Schwung gegeben. Aber mehr als ein Informationsbüro mit Broschüren und täglich zwei Führungen durch den Plenarsaal des Europäischen Parlaments wird es erst 2007 geben.
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Besucher des Brüsseler Europaviertels schauen mitunter etwas ratlos drein: "Ich weiß gar nicht, wo ich jetzt hingehen soll", sagt Antti Nokelainen. Der Finne steht vor dem EU-Kommissionsgebäude, schießt ein paar Fotos und blickt an dem imposanten Gebäude hinauf. "Das ist die Zentrale Europas. Von hier wird ständig berichtet - da muss es doch auch einen Ort für Touristen geben", sagt er: "Und jemand, der erklärt, was sich in den vielen Gebäuden hier verbirgt."
Mehr als Informationsbüro und Führungen durch das EU-Parlament wird es wohl erst in zwei Jahren geben. Nach zehnjähriger Planungsphase soll in einem bis dahin neu errichteten Gebäudeteil des EU-Parlaments ein Europamuseum öffnen. Mit viel Film und Animation will das Museum Besuchern des EU-Viertels vermitteln, was sich in den für die Öffentlichkeit verschlossenen Gebäuden abspielt und sich bisher dort abgespielt hat. "Die Besucher können dort die Geburt der europäischen Identität leben", sagt der Geschäftsführer des künftigen Museums, Benoit Remiche.
Bereits seit 1997 verfolgt Remiche, der zuvor in der EU-Kommission tätig war, die Idee eines Europamuseums in Brüssel. Doch die Suche nach Unterstützern und Geldgebern für sein Projekt gestaltete sich schwierig. Schließlich gründete er mit Antoinette Spaak, Tochter des EU-Gründervaters Paul-Henri Spaak, die Vereinigung "Musee de l'Europe".
Das geplante Budget von 30 Mio. Euro musste die Vereinigung auf rund 20 Mio. herunterschrauben. Der belgische Staat beschränkte seinen Beitrag zum Aufbau des Museums auf fünf Mio. Euro. Die EU-Kommission, das Europaparlament und private Investoren haben bereits einen Großteil der restlichen 15 Mio. Euro zugesichert, die das Museum bis 2009 finanzieren sollen. "Wir müssen sehen, wie es danach finanziell weitergeht", sagt der Historiker Pieter van Damme, der das Museum mit konzipiert hat.
Geht es nach den Initiatoren, steht das Museum am Anfang eines europaweiten Museumsnetzes. Viele Sammlungen hätten nämlich Pläne, sich in Zusammenarbeit mit den Brüsselern um eine europäische Perspektive zu erweitern. Darunter sind auch das Deutsche Historische Museum und das Museum europäischer Kulturen in Berlin.dpa