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Ein Mythos wird 100 Jahre alt

Von Erika Bettstein

Wirtschaft

Die Geschichte des Motorradherstellers Harley-Davidson aus Milwaukee, Wisconsin, ist selbst für US-Verhältnisse geradezu bilderbuchhaft. Bis heute gelten die schweren Maschinen mit Kultstatus als Inbegriff einer freien Lebenseinstellung.


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Wer 1986, als die Harley-Davidson Motor Company zum zweiten Mal in ihrer Geschichte an die Börse ging, 1.000 Mark in Harley-Davidson Aktien investiert und die Wertpapiere bis heute behalten hat, darf längst feiern: Er ist nämlich um mehr als 70.000 Euro reicher. Grund zum Feiern gibt es 2003 aber für alle Fans, denn Harley-Davidson - weltweit nicht nur das Synonym für Motorräder schlechthin, sondern auch für eine ganz besondere Lebenseinstellung - wird heuer 100 Jahre alt. Man darf 1903 getrost als Geburtsjahr der Motorisierung bezeichnen: Henry Ford verkaufte sein erstes Automobil und den Gebrüdern Wright gelang der erste kontrollierte Motorflug. In diesem Jahr konstruierte William Harley gemeinsam mit den Brüdern Arthur und Walter Davidson in Milwaukee die erste Harley-Davidson.

Ganze drei Motorräder verließen damals ihr "Werk", einen winzigen Schuppen in der 38. Straße, auf dessen Tür "Harley-Davidson Motor Co." gepinselt war. Sechs Jahre später waren es bereits 1.000 Motorräder, die in einer Fabrik von 35 Angestellten gebaut wurden, und in Milwaukee wurde jener Motortyp entwickelt, der bis heute alle Harley-Davidson Maschinen auszeichnet: ein großvolumiger V2. 1920 avancierte die Firma mit 2.000 Angestellten und einer Jahresproduktion von fast 30.000 Motorrädern zum größten Motorradhersteller der Welt.

Charismatische Persönlichkeiten aus den beiden Gründerfamilien führten das Unternehmen durch die Weltwirtschaftskrise, durch zwei Weltkriege und durch Wellentäler der Motorradkonjunktur, die für die anderen 200 amerikanischen Motorradmarken der Gründerzeit nach und nach das Aus bedeuteten. 1953 warf Indian, der letzte Mitbewerber, das Handtuch. Harley-Davidson verblieb als einziger US-Motorrad-Hersteller und setzte Trends mit Motorrädern, die weltweit Nachahmer fanden: in den 50er Jahren mit der Sportster, in den 60ern mit dem Tourenmotorrad Electra Glide, Anfang der 70er Jahre mit der Super Glide, dem "Vater" der Chopper und Custom-Bikes. 1990 begründete Harley-Davidson mit der Fat Boy das Segment der heute beliebten Cruiser, und am Ende der ersten 100 Jahre begeistert der weltweit traditionsreichste Motorradhersteller mit High-tech und preisgekröntem Design des "Power-Cruisers" V-Rod. Heute produzieren 8.000 Mitarbeiter an neun US-Standorten für Harley-Davidson mehr als 260.000 Motorräder pro Jahr. red/ebe