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Harald Schmidt legt eine "kreative Pause" ein. Das wurde am Montag bekannt, und die "Kulturzeit" (3sat) bat Jens Jessen, den Feuilleton-Chef der "Zeit", um eine Würdigung des - ja, wie soll man ihn nennen: des "Komikers", "Satirikers", "Humoristen" Harald Schmidt? Jessen entschied sich nach einigem Zögern für die Ansicht, Schmidt sei ein "Unterhalter", der in einer "deutschen Tradition des anmutigen Unsinns" stehe. Mag sein, dass manch ein Zuseher gerade von dieser deutschen Tradition noch nicht viel gehört hat. Aber Jessen nannte Namen und verglich Schmidt mit Christian Morgenstern und den Dadaisten, aber auch mit den anspruchsvollen Ironikern der Romantik.
Nun dient es immer der Nobilitierung, wenn man einen Künstler in große Traditionslinien stellt. Und Nobilitierungen wiederum werden gern in Nachrufen vorgenommen. Irgendwann im Lauf des Gesprächs fiel es der Moderatorin Eva Wannenmacher selbst auf, dass das Gespräch ein wenig zu feierlich ausfiel. "Das ist ja kein Nachruf", sagte sie, "Harald Schmidt ist ja weiterhin aktiv und lebendig."
Jens Jessen gab das zu, aber offenbar war ihm doch nach einer abschließenden Würdigung des Phänomens Schmidt zumute. Von einem "großen Kummer" war die Rede, und davon, dass Schmidt sein Publikum "bereichert und verfeinert" habe. Und über all den schönen und geistreichen Worten
geriet ganz in Vergessenheit, dass Harald Schmidt in nicht allzu ferner Zeit ins Fernsehgeschehen zurückzukehren gedenkt.