Zuckerungsverbot zurückgezogen. | Lissabon will Kompromiss zum Finale. | Brüssel. Die EU-Kommission dürfte das im Zuge der Weinmarktreform geplante Zuckerungsverbot beim Treffen der Landwirtschaftsminister am Montag zurückziehen. Damit soll der Weg für einen Kompromiss für das umstrittene Dossier frei werden. Nicht weniger als 20 Mitgliedsstaaten hatten sich zuletzt gegen das Verbot ausgesprochen.
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Nur die südlichen Anbauländer Italien, Spanien, Griechenland und Zypern waren dafür - wegen des wärmeren Klimas brauchen sie den Zucker nicht und produzieren massive Überschüsse. Die hätten dann als Traubenmostkonzentrat auch von den anderen Weinproduzenten statt dem Zucker für die Weinherstellung verwendet werden dürfen. Betroffen von der Zwangsbeglückung wären vor allem Deutschland, Österreich, Ungarn, Tschechien und die nördlichen Weinregionen Frankreichs. Der wohldosierte Zuckerzusatz gehöre zur traditionellen Produktionsmethode, hatte das österreichische Landwirtschaftsministerium stets argumentiert. Stattdessen Traubenmost fremder Sorten zu verwenden, könne die Qualität beeinträchtigen.
Strittige Förderungen
Einige Fragen bleiben jedoch offen. Ob die von den Portugiesen zum Finale ihres EU-Vorsitzes geplante Einigung auf die Reform des Fördersystems und den Abbau der Überproduktion gelingt, hänge vom neuen Kompromissvorschlag der Kommission ab, heißt es in Diplomatenkreisen.
Umstritten ist auch die geförderte Zwangsrodung von nicht profitablen Weingärten, die Österreich nicht gefällt. Von ursprünglich 400.000 Hektar sollen EU-weit jetzt nur mehr 175.000 betroffen sein. Unklar bleibt die Zukunft der Destillation von Überschüssen zu Industriealkohol, die sich die EU bisher 500 Mio. Euro im Jahr kosten ließ und eigentlich abschaffen wollte.
Ein Kompromiss muss auch noch bei der Etikettierung gefunden werden. So wehrt sich Wien gegen die geplante Beschriftung von Tafelweinen mit Jahrgängen und Rebsorten. Das ist im Land nur für Qualitätsweine gängig. Die neue Regelung würde die heimischen Kunden massiv verwirren, heißt es. Bestimmte Rebsorten dürften sich die Mitgliedsstaaten nun wohl schützen lassen und so von den Tafelweinetiketten fernhalten.
Der letzte offene Bereich ist die finanzielle Zuteilung an die Mitglieder sowie die Regeln für deren Verwendung. Bisher ging von den 1,3 EU-Milliarden für den Weinmarkt der Großteil in Stützungen. Künftig sollen Umstrukturierungen, Qualitätssicherung und Marketing der Fokus sein.