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Ein neuer Name ist als Konzept zu wenig

Von Edwin Baumgartner

Analysen

"Intendant Prof. Jürgen Flimm gab dem Kuratorium in der heutigen Sitzung bekannt, dass er für weitere Gespräche nach 2011 nicht mehr zur Verfügung steht. Das Kuratorium hat daraufhin beschlossen, ab Mitte Jänner 2009 eine Findungskommission einzusetzen." Das ist die gesamte Stellungnahme des Kuratoriums der Salzburger Festspiele. Es klingt, als weine man Flimm keine Träne nach.


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Tatsächlich gilt Flimm als glückloser Intendant: Seine erste Spielzeit 2007 war von prominenten Absagen und wenig diplomatischen Reaktionen auf sie geprägt. Seine zweite Spielzeit verlief ohne Höhepunkte.

Andererseits: Machte Flimm nicht genau das, was man von ihm erwartete? Nämlich gediegene Produktionen zu bieten, die vor allem nicht aufregen und nicht in den Geruch des Skandalösen kommen?

Die Salzburger Festspiele leiden jedoch nicht an schwächelnden Intendanten, sondern an sich selbst: Festspiele, die nur auf ein Sammelsurium mehr oder weniger hochwertiger Produktionen zurückgreifen und primär mit Stars glänzen, funktionieren heute nicht mehr. Die Stars werden via Bildschirm, CD und DVD mit weniger Anstrengung billiger und dauerhafter ins Wohnzimmer geliefert. Und solange die Stars vor allem nur mit dem Repertoire auftreten, das sie ohnedies auf Ton- und/oder Bildträgern veröffentlicht haben oder zu veröffentlichen gedenken, gibt es wenig Anreiz für den teureren und im Genuss zeitlich begrenzten Festspielbesuch.

Abhilfe schaffen kann daher nur ein Gesamtkonzept für die Festspiele, das sich nicht in einem Motto erschöpft. Das Festspiel der Zukunft ist durchkonzipiert, der Zuschauer kauft nicht eine Einzelaufführung, sondern hat die Chance, eine werkübergreifende künstlerische Vision zu erleben.

Salzburg hat jetzt die Chance, die Weichen zu stellen. Hält man am bisherigen Konzept der Festspiele fest, das im Grunde ein absichtliches Nicht-Konzept ist, wird ein neuer Intendant nicht mehr sein als ein neuer Name.

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