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Offert für restliche Petrol Ofisi-Anteile. | Strategische Brücke zu Gas und Öl des Mittleren Ostens. | Istanbul. Mit der Übernahme des größten Mineralölhändlers Petrol Ofisi - mit 2500 Tankstellen und 15 Großlagern - hat die OMV auf ihrem "dritten strategischen Kernmarkt" Türkei die "kritische Größe" erreicht, meinte OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer am Mittwoch in Istanbul. Und die starke Position im boomenden Energiemarkt Türkei macht das insgesamt zwei Milliarden teure Investment auch zum Schlüssel für den Zugang zu den großen Gas- und Ölreserven bei den östlichen und südlichen Nachbarn der Türkei.
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Petrol Ofisi verkauft jährlich acht Millionen Tonnen Mineralölprodukte, was der gesamten Absatzmenge des österreichischen Markts entspricht. Laut OMV ist die neue Tochter - vor genau 70 Jahren als staatlicher Monopolist gegründet - mit einem Anteil von 27 Prozent mittlerweile Marktführer in der Türkei. Ruttenstorfer rechnet damit, dass Petrol Ofisi jährlich rund 150 Millionen Euro zum operativen Gewinn des OMV-Konzerns beisteuert.
Für die restlichen Anteile läuft noch einige Tage ein Übernahmeangebot, ein "squeeze out" ist aber in der Türkei nicht zwingend vorgesehen. Ruttenstorfer kann sich durchaus vorstellen, die Firma an der Börse zu belassen - und später wieder neue Aktionäre hereinzunehmen.
Milliarden-Investitionen
In der Türkei hat die OMV bisher rund 2,5 Milliarden Euro investiert, 500 Millionen fließen in das 2012 ans Netz gehende 870-Megawatt-Gaskraftwerk in der Schwarzmeerstadt Samsun.
Der Energiemarkt in der Türkei wächst - im Gegensatz zum stagnierenden Westeuropas - auch in den kommenden Jahren sehr dynamisch. Auch wenn man es angesichts der täglichen Autobahnstaus in der Millionenmetropole Istanbul nicht glaubt: Erst weniger als 100 Autos kommen auf 1000 Einwohner - in Österreich und Deutschland sind es mehr als 500. Bis 2020 wird der Verbrauch von Mineralölprodukten in der Türkei von zuletzt rund 28 auf 35 Millionen Tonnen pro Jahr ansteigen, erwarten auch die Autoren einer Energiemarktstudie von A.T. Kearney.
Wichtiges Transitland
Für die OMV ist die Türkei aber vor allem auch als strategischer Brückenkopf in die rohstoffreiche Kaspische Region und den Mittleren Osten wichtig. Die Türkei ist das Kern-Transitland für die geplante Gasleitung "Nabucco" unter OMV-Federführung. Aserbaidschan - und der Nordirak, wo die OMV schon in Förderlizenzen investiert ist - spielen dabei eine zentrale Rolle.
Die Aseris haben vor einigen Wochen der EU-Spitze "ausreichende" Gaslieferungen zugesagt - das könnte jetzt rascher als gedacht in konkrete Lieferverträge mit Mengen um die 20 Milliarden Kubikmeter pro Jahr umgemünzt werden: Mittwoch flog Ruttenstorfer jedenfalls von Istanbul nach Baku weiter. Bringt er, bevor er Ende März aus dem Amt scheidet, als neuer türkischer Groß-Player noch Nabucco-Lieferverträge auf den Weg?