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Erfindungsreich zeigt sich Herold Business Data unter Vorstandschef Jon Martinsen schon seit einigen Jahren. Im Vorjahr wurde der Umsatz um über 20% auf 62,9 Mill. Euro erhöht, heuer soll mit forciertem Internet-Verkauf und dem Ausbau der B2B-Schiene noch mehr Geld verdient werden.
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"Sie" oder "Du": Die Form der Anrede spielt bei Jon Martinsen, dem norwegischen Vorstandschef der Herold Business Data AG, keine essentielle Rolle. Mangelnden Respekt gegenüber seinem Gesprächspartner kann ihm deshalb keiner vorwerfen. Die Offenheit, mit der der gebürtige Norweger kommuniziert, ist schließlich nicht nur seinen MitarbeiterInnen willkommen, sondern auch gut fürs Geschäft.
So nimmt der 38jährige sein Frühstück gerne in der werkseigenen Kantine ein. Bei Kaffee und Kuchen sitzt er mit Mitarbeitern aus unterschiedlichen Abteilungen und Ebenen zusammen, genannt werden will er am liebsten nur "Jon".
Sonderaktion für Unternehmensgründer
Seit Martinsen bei Herold Business Data Vorstand ist, weht bei dem nunmehrigen Tochterunternehmen von Verizon, einem der weltweit größten Anbieter von Kommunikationsdienstleistungen, und der Telekom Austria ein neuer Wind. In den vergangenen 5 Jahren hat Herold seine Marktposition stark ausgebaut und eine Vielzahl neuer Geschäftsfelder erschlossen.
2001 war dabei besonders erfolgreich. "Mit über 20% auf 62,9 Mill. Euro haben wir das stärkste Wachstum unserer Geschichte erzielt und den Konjunktureinbruch gut überstanden", so Martinsen stolz.
Mit forciertem Internet-Verkauf und dem Ausbau der B2B-Schiene soll heuer noch mehr Geld verdient werden. Für junge Unternehmen bietet Herold etwa gemeinsam mit der Telekom das Produkt "Start your company" an.
Martinsen: "Das Paket enthält genau jene Kommunikationsdienstleistungen, die Jungunternehmen benötigen: Telefonie, Internet, Business Daten und Werbemöglichkeiten". Während von Telekom/Jet2Web Telefonie- und Internet-Dienstleistungen kommen, beinhaltet das Herold-Package qualitativ hochwertige Daten und Telefonnummern sowie effiziente Werbemöglichkeiten. Firmengründer bekämen einen Sonderpreis und würden damit über 35 % gegenüber dem Einzelkauf der Produkte sparen, so Martinsen.
Als besonders nützlich sieht Martinsen die Business Marketing CD. Sie enthalte topaktuelle Daten von 335.000 österreichischen Unternehmen. Mailings, Konkurrenzanalysen und der Aufbau eigener Datenbanken würden damit zum Kinderspiel. Die ebenfalls beigepackte Telefonbuch CD Business stellt auf Mausklick alle 4,7 Millionen Rufnummern Österreichs zur Verfügung. Die integrierte Telefoniesoftware verwaltet Geschäftsadressen, legt persönliche Telefonbücher an, erinnert an wichtige Anrufe und verbindet automatisch.
Hinsichtlich der Internet-Präsenz von Herold hat Martinsen überzeugende aktuelle Daten vom März 2002 bei der Hand. Page Impressions auf gelbeseiten.at: über 5,4 Millionen, Visits: Über 600.000. Noch besser liegt otb.at mit über 7,1 Millionen Page Impression und über 1,2 Millionen Visits.
77% wollen weiterhin gedruckte Telefonbücher
Neben neuen "Erfindungen" lässt Herold auch die etablierten Geschäftsfelder nicht verstauben. "Die Gelben Seiten und das klassische Telefonbuch haben wir unter dem Namen ,SuperPages' unter eine gemeinsame Dachmarke gestellt und von einem alphabetischen Firmenverzeichnis ergänzt", erklärt Martinsen. Stimmen, die von einem baldigen Verschwinden der papierenen Lektüre ausgehen, erklärt er eine Absage. "Nach wie vor wünscht sich die überwiegende Mehrheit der ÖsterreicherInnen, konkret 77%, das Telefonbuch weiter in Papierform", so Martinsen. Zwar suchen schon 1,5 Millionen Personen im Land Telefonnummern im Internet, 6,5 Millionen vertrauen aber nach wie vor dem guten alten Papier.
Zeitgenössische Kunst für das Verzeichnis-Cover
Um diesen "Usern" ein wenig Abwechslung zu bieten, werden Telefonbuch wie auch Gelbe Seiten optisch aufgepeppt. Auf dem Cover findet sich demnächst das gedruckte Bild des heimischen Nachwuchskünstlers Christoph Maier. Das Werk mit dem Titel "Unbekannte Talente" war nach der Vorauswahl durch eine hochkarätige Fachjury - 67 Arbeiten von der Meisterschule Schmalix an der Akademie der Bildenden Künste in Wien waren eingereicht worden - von einem breiten Publikum per Internet ausgewählt worden. Nach Kärnten, Tirol und Salzburg sollen die künstlerischen SuperPages Anfang Juni auch in Wien an Unternehmen und Haushalte ausgeliefert werden.
Anpassungsprobleme nicht nur hinsichtlich der Sprache
Mit Österreich hat sich Martinsen beruflich wie privat gut arrangiert. Verheiratet mit einer Österreicherin hat er inzwischen zwei Kinder und fühlt sich in Mödling einigermaßen zu Hause. Wegen der Berge sei jedenfalls das Gefühl von Heimat stärker als in Holland, wo er ebenfalls gearbeitet hat.
Inzwischen komme er sogar mit dem Deutsch einigermaßen zurecht, meint er, und das, obwohl er in dieser Hinsicht "wenig begabt" sei und schon in der Hochschule zu den Schlechtesten in Fremdsprachen gezählt habe.
Nicht zuletzt hat er sich auch an das im Vergleich zu Skandinavien "in jeder Hinsicht geringere Tempo" in Österreich gewöhnt. Außer vielleicht beim Autofahren, wo er gelegentlich in die eine oder andere Radarfalle tappt. "Gott sei Dank sind hier aber die Strafen niedriger als in Norwegen", meint er lachend und hofft, dass sein Scherz nicht als Anlass für etwaige Anpassungen genommen wird.