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Ein notwendiger Themenabend

Von Sabine Ertl

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Die erschütternde Nachricht: Rund zwei Millionen Kinder sind jedes Jahr Opfer von Kinderhandel, sexueller Ausbeutung oder Organhandel. Die beruhigende Nachricht von der medialen Front: Es werden vereinzelt investigative Reportagen zum Thema produziert. So gesehen bei "arte" am Dienstagabend in den beiden Dokus "Organe zum Verkauf" von Hervé Martin Delpierre und "Kinderprostitution" von Liviu Tipurita. Die beiden wagemutigen Filmemacher haben sich über Jahre hinweg mit versteckter Kamera ganz nah an die Drahtzieher dieser schmutzigen Geschäfte herangewagt. Sie wollten Betroffene zu Wort kommen lassen und die Täter aushorchen, Beweise sammeln und den professionell organisierten Netzwerken auf die Schliche kommen.

Delpierre drehte in der Türkei, einer der vielen Drehscheiben des Organhandels, wo die Bedürfnisse auseinander klaffen: Die Menschen sind arm und die Bereitschaft hoch, die eigene Niere zu verkaufen. Dennoch ist die Nachfrage größer als das Angebot. Ähnlich der Bericht von Tipurita, der in den Straßen von Bukarest, wo der Sextourismus boomt, das Los der Straßenkinder verfolgte. Er kommt nah an einen Pädophilen, der ihm aber dann doch entwischt. Fazit: Zurück bleibt ein schales Gefühl angesichts dieser grenzüberschreitend operierenden Verbrecher. Aber auch ein Hauch von Optimismus: Solange es multiperspektivische und multinationale Themenabende à la "arte" gibt, besteht noch Hoffnung, dass der eine oder andere Zuschauer abseits gängiger Berieselung für solche notwendigen Themen sensibilisiert wird.