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Ein NS-Symbol als Zankapfel

Von Bernhard Baumgartner

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In Uruguay ist ein Streit um die massive Bronzefigur eines Reichsadlers entbrannt. Der NS-Adler, der zwei Meter hoch ist und rund 300 Kilogramm auf die Waage bringt, war einst am Heck des deutschen Panzerschiffs "Admiral Graf Spee" montiert. Das Schiff war zu Beginn des Zweiten Weltkriegs an der Schlacht am Río de la Plata gegen die britische Marine beteiligt. Es geriet in eine Blockade und wurde versenkt.

Nach dem Artefakt war lange gesucht worden, eine Bergefirma fand es schließlich. Um die Eigentumsverhältnisse und darum, wer nun Geld aus einem Verkauf bekommen soll, wird seit Jahren gestritten.

Uruguays Präsident wollte nun eine Lösung für das Problem. Er kündigte an, dass aus einem "Symbol für Gewalt und Krieg" ein "Symbol für Frieden und Einheit" werden sollte. Der Adler sollte in eine Friedenstaube umgegossen werden. Doch auch dagegen regte sich so heftiger Widerstand, dass der Präsident nun zurückrudern musste. "Es gibt eine starke Mehrheit, die mit dem Projekt nicht einverstanden ist", sagte Lacalle Pou. "Und wenn man Frieden haben will, dann ist es eines der wichtigsten Dinge, Einigkeit zu haben."

Vielleicht stehen das Artefakt und der schwierige Umgang damit auch ein Stück weit symbolisch für eine noch anstehende Aufarbeitung der Nachkriegsvergangenheit, in der Südamerika als sicherer Hafen für entkommene NS-Größen eine problematische Rolle gespielt hat. Der Adler selbst und sein historischer Wert wirken da etwas vordergründig.