Verschwiegene Treffen in einem dunklen Park, zerfledderte Scheine wechseln den Besitzer, ein Briefchen wird übergeben, mit dessen Inhalt aus dem Alltag abgetaucht werden kann: Wem das zu mühsam, gefährlich oder schmuddelig ist, kann, wenn man entsprechenden Webseiten glaubt, sich nun statt einer Nase ein Ohr voll Euphorie hineinziehen: "Drogen zum Hören" aus dem Internet sind der letzte Schrei für Menschen, die gerne an so etwas glauben.
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Binaureal Brainwave Audio Doses, wie sie heißen, sind Musikdateien, die beim Anhören eine ähnliche Wirkung wie LSD oder Kokain entfalten sollen. Dabei werden in beide Ohren Tonpaare übertragen, die zwar ähnlich sind, deren Frequenz sich aber unterscheidet. Damit kann dem Gehirn je nach Musikstück Entspannung oder bis zum Alptraum gehende Anspannung suggeriert werden. Zwar machen die "Audio-Drogen", die es im Netz ab 2,50 Euro gibt, nicht süchtig - Experten warnen jedoch vor Schlafstörungen oder Angstzuständen.
Dass Musik das Befinden verändern kann, ist wirklich nicht neu. Jeder hat so seine Musikstücke, die ihn wahlweise aufbauen oder auch traurig machen. Und nicht jeder, der ernsthaft Gefallen an Stockhausen oder Berg findet, muss sich gleich als Audio-Junkie abstempeln lassen. Obwohl das Suchtpotenzial sich in diesem Fall bei vielen wohl in Grenzen halten dürfte.