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Seit 1963 beschäftigt sich das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) mit der Aufarbeitung des NS-Regimes und der Rolle der Widerstandskämpfer. Mehr als 100.000 Menschen - vorwiegend Schüler - haben die im Jahr 1978 installierte Dauerausstellung des DÖW besucht. Viele von ihnen wurden im Rahmen der Ausstellung erstmals mit diesem Teil der österreichischen Geschichte konfrontiert. Im Gedenkjahr 2005 soll die Ausstellung nun überarbeitet und vergrößert werden. Finanziert wird dieses Vorhaben fast ausschließlich durch die Stadt Wien - der Bund stellt keine Mittel bereit.
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Zwei Zimmer - insgesamt wohl kaum mehr als 150 Quadratmeter - umfasst die seit 1978 bestehende Daueraustellung des Dokumenationsarchivs des Östereichischen Widerstandes im Alten Rathaus von Wien. Wenig Platz für einen zentralen Teil österreichischer Geschichte. Trotzdem wird versucht so viel wie möglich zu zeigen; an den Schautafeln drängen sich die Bilder, die den Schrecken des Nationalsozialsimus dokumentieren, dicht aneinander. Auch die Exponate finden kaum Platz in den Vitrinen. "Die Ausstellung ist 25 Jahre alt, sie wirkt heute ein bisschen antiquiert und fast ein wenig handgestrickt", bestätigt der ehemalige Finanzminister und nunmehriger Präsident des DÖW, Rudolf Edlinger. Trotz ihrer räumlichen Unzulänglichkeiten sei die in die Jahre gekommene Sammlung aber gerade in der jüngsten Zeit, ein unverzichtbares Instrument der Auseinandersetzung mit der NS-Zeit gewesen. Im Gründungsjahr 1963 habe es noch viele Zeitzeugen mit hoher Glaubwürdigkeit gegeben, heute müsse man hingegen mit "starker Beweisführung" überzeugen, so Edlinger.
Mit der voraussichtich ab März beginnenden Neugestaltung der Ausstellung soll nun auch das grundlegende Platzproblem gelöst werden - durch einen Mauerdurchbruch wird ein zusätzlicher Raum geschaffen. Fertig werden sollen die neuen Ausstellungsräumlichkeiten rechtzeitig zum Nationalfeiertag am 26. Oktober. Laut Edlinger bedarf es aber nicht nur einer technischen, sondern auch einer inhaltlichen Neugestaltung. Neue Wissenschaftsfelder seien nicht zuletzt durch die Arbeit der Österreichischen Historikerkommission ins Blickfeld geraten, erklärte Edlinger.
Das DÖW wolle sich aber auch bei der Neugestaltung der Ausstellung vor allem auf seine "Kernkompetenzen" konzentrieren, sagte die wissenschaftliche Leiterin Brigitte Bailer-Galanda. Neben den Themen Widerstand und Verfolgung soll diesmal aber auch die Vorgeschichte des Nationalsozialimus und der autoritäre Ständestaat beleuchtet werden. Ebenfalls behandelt werden sollen die Bereiche Propaganda und Sozialdemagogie sowie die medizinischen Verbrechen der Nazis. Das Ende des Nationalsozialismus werde aber nicht das thematische Ende der Ausstellung bedeuten, erläuterte Bailer-Galanda. "Wir wollen auch zeigen, wie die Republik nach 1945 mit Opfern und mit Tätern umgegangen ist", betonte die wissenschaftliche Leiterin des DÖW. Dem gleichfalls nach wie vor aktuellen Thema Holocaust-Leugnung soll ebenfalls Raum gegeben werden.
Finanziert wird die Neugestaltung der Daueraustellung mit 425.000 Euro durch die Stadt Wien. "Das ist einer der wichtigsten Orte gegen das Vergessen", betonte der zuständige Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny.
"Es ist immer wieder notwendig sich zu erinnern, denn der Nationalsozialismus rückt in die Vergangenheit so zurück wie etwa die napoleonischen Kriege. Das sind für jüngere Menschen mittlerweise Distanzen, wo es kaum mehr persönliche Bezüge gibt", so Mailath-Pokorny weiter. Mit dem Hinweis auf die überregionale Bedeutung forderte der Wiener Kulturstadtrat den Bund nochmals auf, sich an der Finanzierung der Austellung zu beteiligen. Das laufende Budget des Dokumentationsarchivs wird gemeinsam von Bund und Stadt Wien bestritten. Für das Jahr 2005 stellte die Regierung 218.000 Euro zur Verfügung, der Anteil der Bundeshauptstadt belief sich auf 254.000 Euro.