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Ein Oscar für Feminismus

Von Christina Böck

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Wäre man zynisch, könnte man sagen: Wenn man sich so umschaut in Hollywood, dann ist es mehr als gerechtfertigt, dass Patricia Arquette den Oscar für die beste Nebenrolle bekommen hat. Hat sie doch das größtmögliche Opfer in diesem Biotop gebracht: Für die Zeitspanne von zwölf Jahren, in der der Film "Boyhood" gedreht wurde, hat sie auf Bitte des Regisseurs Richard Linklater keine Schönheitsoperationen machen lassen. In Zeiten, in denen man bei manchen Schauspielerinnen zuletzt sehr genau hinschauen musste, um sie zu erkennen, hat Linklater Arquette damit wohl einen Gefallen getan.

In "Boyhood" spielt Patricia Arquette eine alleinerziehende Mutter, die am Ende, als ihr Sohn auszieht, reichlich devastiert dasitzt, weil sie dachte, da würde mehr passieren in ihrem Leben. Was ist passiert: Sie hat einen Job, sie hat zwei Kinder großgezogen, sie organisiert die Familie - alle diese Dinge, die bei Frauen als selbstverständlich gelten.

Arquette nützte nun die Aufmerksamkeit der Oscars, um gleiche Rechte und gleiche Bezahlung für Frauen zu fordern. Dass das sogar im Gagenparadies Hollywood ein Thema ist, zeigte der Hackerangriff auf Sony vor einigen Wochen: Nachdem herausgekommen war, dass Charlize Theron deutlich weniger Honorar angeboten worden war als ihrem männlichen Co-Star, verhandelte die wehrhafte Schauspielerin neu. Wenn man keine Millionen verdient, ist das Thema noch brisanter. Und es ist wichtig, darüber zu reden. Noch ein Grund, warum es gut ist, dass Patricia Arquette den Oscar gewonnen hat.