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Ein Österreich-Filet für Gaddafi

Von Karl Leban

Wirtschaft

Libyer zahlen für ihren Einstieg bis zu 118 Mio. Euro. | Kapitalerhöhung: Ziegelriese holt sich rund 336 Mio. Euro. | Wien. Knalleffekt bei Wienerberger: Der börsenotierte österreichische Ziegelriese, der auf ein Verlustjahr zusteuert und auf Schulden von fast einer Milliarde Euro sitzt, holt sich - überraschend - einen kapitalkräftigen Investor aus Nordafrika ins Boot. Neuer Großaktionär soll der Staatsfonds Libyan Investment Authority (LIA) werden, ein Beteiligungsvehikel des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi und seiner Regierung. Wie Wienerberger am Montag mitteilte, will sich LIA mit bis zu 10 Prozent beteiligen. Der Fonds ist bereit, dafür bis zu 118 Mio. Euro flüssig zu machen.


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Die Hereinnahme der Libyer erfolgt über eine Kapitalerhöhung. LIA soll dabei der Garant sein, dass sämtliche zum Verkauf angebotenen Jungaktien - es geht um ein Volumen von knapp 33,6 Millionen Stück - platziert werden. Falls die Wienerberger-Altaktionäre ihre Bezugsrechte nicht voll ausüben (was sehr wahrscheinlich ist), schultern die Libyer jenen Teil der Emission, der liegen bleibt. Vereinbart ist jedoch, dass sie maximal 11,8 Millionen Stück Aktien erwerben.

Stückpreis von 10 Euro

Kurz zu den Eckdaten der Kapitalerhöhung: Die Zeichnungsfrist läuft von heute, Dienstag, bis einschließlich 29. September. Für fünf alte können zwei neue Wienerberger-Aktien bezogen werden. Der Fixpreis für jede neue Aktie beträgt 10 Euro, er liegt damit - zumindest derzeit - um rund ein Drittel unter dem Börsenkurs, der sich seit März mehr als verdreifacht hat. Die neuen Aktien können voraussichtlich ab 1. Oktober gehandelt werden.

Mit der Emission, die auf Bankenseite von ABN Amro, Morgan Stanley und UniCredit begleitet wird, will Wienerberger in Summe rund 336 Mio. Euro an frischem Kapital aufbringen, um vor allem Schulden abzubauen, die Bilanz damit zu stärken und sich für eine Markterholung zu rüsten. Die jetzige Kapitalerhöhung ist bereits die zweite binnen zwei Jahren.

Wienerberger kämpft im Moment mit einer noch nie da gewesenen Marktflaute. Ein rigoroser Sparkurs wird gefahren. Allein heuer sollen die Kosten um 150 Mio. Euro gedrosselt werden. Auf dem Plan steht unter anderem das Einmotten von weiteren 26 Werken. Seit Mitte 2008 ist das Personal bereits um mehr als 2000 auf rund 13.000 Mitarbeiter zurückgefahren worden.

Der größte Aktionär Wienerbergers ist zurzeit der US-Fonds Dodge & Cox (San Francisco). Er hält mehr als 10 Prozent der Anteile.

Weitere Großemission

Eine große Kapitalerhöhung startet am 24. September in Deutschland - ebenfalls in der Baustoffbranche. HeidelbergCement will insgesamt 62,5 Millionen neue Aktien verkaufen und so mehr als 2 Mrd. Euro einnehmen, um hohe Schulden weiter abzubauen.

Wissen

Libyen verfügt über reiche Erdölvorkommen. Um die Profite aus dem Ölgeschäft rentabel zu veranlagen, hat die Regierung des Revolutionsführers Muammar al-Gaddafi den staatlichen Investitionsfonds Libyan Investment Authority (LIA) ins Leben gerufen. Dieser Fonds ist seit drei Jahren aktiv und verwaltet mittlerweile ein Vermögen von umgerechnet 45 Mrd. Euro. In Europa hält LIA vor allem Beteiligungen an italienischen Unternehmen - etwa an der Bank-Austria-Mutter UniCredit, dem Autobauer Fiat, der Telecom Italia und dem Fußballverein Juventus Turin. Zudem ist der Fonds in britische Top-Immobilien investiert. Auch an der belgisch-niederländischen Fortis Bank werden Anteile gehalten.

Ein in Österreich schon länger aktiver Staatsfonds ist die International Petroleum Investment Company (Ipic) aus dem Golfemirat Abu Dhabi. Ipic hält 19,2 Prozent am Öl- und Gaskonzern OMV und 64 Prozent an dem in Wien ansässigen Kunststoffhersteller Borealis.