Menschen, die in Armut leben, tragen ihre Wünsche an die Politik heran.
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Wien. Wie repräsentativ ist die repräsentative Demokratie? Repräsentiert sie auch die Anliegen von Menschen, die in Armut leben? Diese Fragen stellten sich die Organisationen, die mit der sogenannten Armutskonferenz die Anliegen armer Menschen vertreten. Laut Martin Schenk von der Organisation Diakonie leben 400.000 Menschen in Österreich in Armut. "Das sind vier Prozent der österreichischen Gesamtbevölkerung - deshalb müsste ein ebensolcher Anteil der Nationalratsabgeordneten aus diesem Bereich kommen", so Schenk. Da dies aber nicht der Fall sei, initiierte die Armutskonferenz das "Parlament der Ausgegrenzten". Im Rahmen der Wienwoche sollen Menschen mit Armuts- und Ausgrenzungserfahrungen eine Woche vor der Nationalratswahl ihre Wünsche an die Politiker herantragen.
Rund 100 Menschen kommen Samstag und Sonntag im Jufa-Seminarhaus im 11. Bezirk zusammen, um ihre Anliegen im "Parlament der Ausgegrenzten" auszutauschen. Dieses Parlament soll Menschen, die in Armut leben eine Stimme geben. "Darunter fallen aber auch Menschen mit Behinderung, Langzeitarbeitslose, Alleinerziehende, Migranten und Menschen mit psychischen Erkrankungen, denn sie sind besonders von Armut betroffen", erklärt Schenk. Die meisten Menschen mit Armutserfahrung würden laut Schenk in Wien leben. "Viele Menschen, die finanzielle Probleme haben, ziehen in eine große Stadt, da sie hoffen, hier eher eine Arbeit zu finden."
So wird auch der Großteil der Teilnehmer des "Parlaments der Ausgegrenzten" aus Wien kommen. Am Samstag werden die Wünsche und Anliegen der Teilnehmer gesammelt und am Sonntag an Politiker übergeben.
Alle Großparteien dabei
Martin Schenk erhofft sich einen Austausch zwischen den Teilnehmern des "Parlaments der Ausgegrenzten" und den eingeladenen Nationalratsabgeordneten. Die Parteien ÖVP, SPÖ, Grüne und FPÖ haben jeweils einen Abgeordneten entsandt. "Ich möchte, dass die Politiker die Lebenssituation dieser Menschen kennenlernen, und sehen, dass es ihnen nicht gut geht. Außerdem hoffe ich, dass die Politiker etwas von dem, was die Menschen an sie herantragen werden, für ihre politische Arbeit mitnehmen", meint Schenk.