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Schulen sollen ein Budget erhalten, Lehrer auswählen und Unterrichtsschwerpunkte festlegen. Länder organisieren die Lehrer.
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Wien. Noch ist nichts endgültig, aber die Schulreformgruppe ist schon sehr weit. Sollten die Vorstellungen der Experten tatsächlich umgesetzt werden, wäre das ein Paukenschlag für das Schulsystem. "Freiraum für Österreichs Schulen" heißt das Konzept, das Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek jetzt durcharbeiten lässt. Am Ende soll stehen: eine Schule, eine Behörde, klare Wege und ein Schulgesetz.
Die Verantwortung über die Lehrer soll, wie bereits mehrmals berichtet, zu den Ländern wandern, aber gleichzeitig erhalten praktisch die Schulen Oberhoheit über alles - mit einer starken Qualitätskontrolle durch den Bund. Gesetzgebung, Lehrplangestaltung, dienstrechtliche Fragen oder die Pädagogenausbildung bleiben in der Hand des Ministeriums. "Der Bund steuert, die Umsetzung liegt bei den Ländern", sagte Heinisch-Hosek am Freitag. Am Ende stehen eine Bundesbehörde und neun Bildungsdirektionen statt der bisher komplett zersplitterten Verantwortlichkeiten.
Neun Bildungsdirektionen
Diese Bildungsdirektionen sind für die Personalbewirtschaftung zuständig, betreuen und kontrollieren die Schulen. Sie unterstehen den Landeshauptleuten, dafür werden die Landesschulräte abgeschafft.
Die Evaluierung und die Qualitätssicherung liegt in den Händen einer Bundesagentur. Um die Qualität der Lehrer sicherzustellen, sollen die Bildungsstandards Mindestziele erhalten, die erreicht werden müssen.
"Das Papier ist gut, aber das Wichtigste ist, dass die Schulautonomie auch tatsächlich so radikal umgesetzt wird und dass die Qualität des Unterrichts und der Lehrer stimmt", sagte Michael Landertshammer, Leiter der Abteilung Bildungspolitik in der Wirtschaftskammer Österreich, zur "Wiener Zeitung". Wenn die Qualität sichergestellt sei, sei es am Ende egal, wer die Lehrer habe- Bund oder Länder. Allerdings dürfe man angesichts der bestehenden Machtverhältnisse auch ein wenig skeptisch sein. Auch Grünen-Bildungssprecher Harald Walser ist optimistisch: Das Papier atme einen neuen Geist.
Schulleiter suchen Lehrer aus
Die Schulleiter sollen künftig die Lehrer selbst aussuchen können und auch eigene Schwerpunkte setzen. Schulen können zu 25 Prozent vom vorgeschriebenen Lehrplan abweichen. Allerdings müssen diese Lernschwerpunkte mit den Eltern und der Region abgestimmt werden.
Der häufig kritisierte 50-Minuten-Unterricht könnte fallen, denn die Schulen sollen selbst entscheiden, ob sie den Unterricht blocken und wie sie ihn über den Tag verteilen. Schulen erhalten also die Möglichkeit, ein pädagogisches Konzept selbstständig umzusetzen. Das bedeutet auch, dass Schulen erst um 9 Uhr mit dem Unterricht beginnen können. Allerdings sollen die Schulen Öffnungszeiten garantieren - etwa von 7 bis 18 Uhr. Das zeigt, dass das Papier eine grundsätzliche Ausrichtung auf Ganztagsschulen aufweist.
Weil den Schulen so viel Autonomie zukommt, brauchen sie dafür natürlich auch die finanziellen Möglichkeiten. Deshalb sollen Schulen ein Budget erhalten, das abgestimmt ist auf den sozioökonomischen Status der Schüler.
Neu wird auch das Schulmanagement. Schulleiter können auch künftig Lehrer sein, müssen es aber nicht. Lehrer brauchen für die Leitung eine Zusatzqualifikation. Direktoren auf Lebenszeit gibt es nicht mehr, die Schulleiter werden für fünf Jahre bestellt, können aber verlängert werden. Sie erhalten Ziele und Zielvereinbarungen und werden regelmäßig evaluiert. Schulleiter haben die Möglichkeit, Prämien für pädagogische Leistungen zu vergeben.
Die unterschiedlichen schulautonomen Tage sollen gestrichen werden, stattdessen sollen sich Schüler fünf Tage nach Bedarf freinehmen können.
Bildungspflicht bis 18
Änderungen soll es auch bei der Schulpflicht geben. Diese endet derzeit nach dem 9. Schuljahr - egal, was die Jugendlichen können. Künftig sollen die Schüler Mindeststandards erreichen, die sie befähigen, eine Lehre oder eine weiterführende Schule zu besuchen. Auf jeden Fall soll eine Bildungspflicht bis zum 18. Lebensjahr kommen.