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Ortschaften wie Preding oder Hausmannstätten, von keinen 3000 Menschen bewohnt, kennt der Restösterreicher gemeinhin vom Durchfahren - wenn überhaupt. Dass die Redaktion von "Heute in Österreich" dennoch auf einen Abstecher vorbeikam, hatte freilich gute Gründe. Dort, wo heute womöglich die Post abgeht, inmitten der zu oft als strukturschwach verunglimpften Pampa, werden längst neue Geschäftsfelder erschlossen.
"Man kann von Tätowierungen halten, was man will" - so doppelbödig wie versucht wertneutral der Moderationstext bereits ausfiel, herrschte vor dem TV-Gerät Einigkeit, dass der Zugang zum Thema ein besonderer sein würde. Und tatsächlich! Die Zielgruppe miteinbedacht, deren Nerven zum Nachtmahl nicht über Gebühr strapaziert werden sollten, wurden die fleißigen Arbeiter an der Verziernadel ins rechte Licht gerückt. Es sind redliche und anständige Leute, erklärte der Beitrag, die sich in ihrem Leben verheiratet und der Aufzucht von Nachwuchs gewidmet haben. Weil man Männer mit Ankern, Gift speienden Schlangen oder vollbusigen Schönheiten am Oberarm im Ort einst nur auf der Durchreise und beim Versteckspiel mit den Bediensteten des Gendarmeriepostens sah, musste "Heute in Österreich" ein für allemal mit den Vorurteilen aufräumen. Ohne allerdings zu vergessen, sie trotzdem beim Namen zu nennen.
Es lag an den Kindern, an die Moral zu appellieren und auf die Sitten zu pochen. Wie eine Tattoo-Mutter beklagte, dürfe sie ihre Tochter nicht von der Schule abholen, weil sie dieser schlicht peinlich sei. Was dem Stammseher vermutlich gefiel, hinterließ den kritischen Beobachter am Ende doch ratlos. Verrückte Welt!