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"Ein-Personen-Betriebe sind in der Krise stabil"

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Stabiler Privat-konsum hilft den Ein-Personen-Betrieben. | Hohe Polarisierung zwischen Top- und verschuldeten Firmen. | Wien. Die heimischen Ein-Personen-Unternehmen (EPU) haben sich bis jetzt in der Krise gut geschlagen. "Da EPU meist nur in einem lokalen oder regionalen Umfeld tätig sind und der Privatkonsum in Österreich bisher stabil ist, sind sie als krisenfest zu bezeichnen", sagt Peter Voithofer, Direktor der KMU Forschung Austria.


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Damit seien EPU von der aktuellen Wirtschaftsentwicklung geringer betroffen als der Gesamtschnitt der Firmen in der Branche, in der sie tätig sind. Mit 205.276 Ein-Personen-Unternehmen stellen die Ich-AGs laut Zahlen der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) knapp mehr als die Hälfte der österreichischen Betriebe.

Am höchsten ist der Anteil der EPU in der Sparte Information und Consulting. Zu dieser Sparte gehören 22.684 Unternehmensberater und Informationstechnologie-Firmen sowie 11.497 Werbeunternehmen, die nach Direktvertrieb-Unternehmen zahlenmäßig die meisten EPU stellen.

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Besonders stark spürt die Werbebranche mit 63,2 Prozent EPU-Anteil bisher die Wirtschaftsflaute: Die Umsätze sind heuer laut WKO um mehr als zehn Prozent eingebrochen. "In nackten Zahlen bedeutet dies 300 Millionen Euro", sagt Hans-Jürgen Pollirer, Obmann der WKO-Bundessparte Information und Consulting. Über die gesamte Sparte gesehen, zeige die Entwicklung nach einem "schlechten" ersten Halbjahr mit 2,4 Prozent Umsatzrückgang nun wieder leicht nach oben, so Pollirer. "Die vergleichsweise geringe Exportquote von 16 Prozent erweist sich jetzt als Segen", sagt Walter Bornett, Direktor der KMU Forschung.

Große Schere beim Ertrag

Eine starke Polarisierung zeigt sich laut KMU Forschung bei der Ertragslage der EPU zwischen Top-Unternehmen mit Eigenkapitalquote von über 20 Prozent und einem Gewinn vor Steuern von über fünf Prozent der Betriebsleistung sowie EPU mit hohen Schulden, die Verluste machen.

Von einer Insolvenzwelle sei man aber weit entfernt, sagt Pollirer: "Nur ein Bruchteil der überschuldeten EPU geht in Konkurs, weil viele ihr Privatvermögen zur Besicherung von Krediten heranziehen." Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner vom Kreditschutzverband von 1870 (KSV) erwartet auch keinen unmittelbaren "Insolvenz-Tsunami" bei den EPU.