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Man kann nicht sagen, dass Veronica Kaup-Hasler da eine Wischiwaschi-Entscheidung getroffen hat. Der von ihr ausgewählte neue Volkstheater-Direktor Kay Voges hat ein scharfes Profil, und steht nicht für ein anbiederndes Theater. Seine Arbeiten sind bunt, opulent, reizüberflutend und fordernd, aber sie sind auch im besten Sinn modern. Bei seiner Präsentation hantierte er mit einem der Lieblingsschlagwörter, die heute zum Standardrepertoire von Kulturmanagern gehören: Niederschwelligkeit. Die Definition auf Wikipedia lautet: "Eigenschaft eines Dienstes oder Angebots, das von den Nutzenden nur geringen Aufwand zu seiner Inanspruchnahme erfordert." Niederschwelligkeit ist natürlich auch eine bei kaufmännischen Direktoren und Subventionsleistern willkommene Chiffre dafür, dass man mehr Publikum erreichen will. Voges sagte auch: "Wenn die Leute nicht zu uns kommen, müssen eben wir zu ihnen." Damit meinte er verstärkte oder über neue Wege verbreitete Marketingmaßnahmen. Das klingt ambitioniert bis naiv, aber der Mann hat in seinem derzeitigen Theater immerhin eine Auslastung von 80 Prozent. Das wäre für das Volkstheater schon eine drastische Steigerung, das grundelt nämlich derzeit bei 52 Prozent. Voges hat auch signalisiert, dass er bereit ist, Kompromisse in Budgetfragen zu machen. "Als Piefke muss ich noch viel lernen, wie Österreich funktioniert", sagte er. Scheint, als hätte er die kulturpolitische Variante des "Wir wern kan Richter brauchen" schon jetzt gelernt.