Die Marktvertrauenskrise liegt nicht nur am Versagen von Geld- und Ordnungspolitik, sondern auch am weit verbreiteten Rechtsstaats- und Marktwirtschafts-Analphabetismus.
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Österreichs Wirtschaftsordnung ist keine liberale wettbewerbsgesteuerte Marktwirtschaft. Strukturkonservative in allen Parteien und Verbänden überfordern permanent die reale Wirtschaftsordnung mit leistungsunabhängigen Umverteilungskaskaden, Staatsgarantien und Konjunkturprogrammen.
Das Gerede vom Scheitern der Marktwirtschaft ist ein Ablenkungsmanöver von Etatisten und Staatsinterventionisten. Eine "rechtsstaatliche Marktwirtschaft" steuert nicht der Staat, sondern der Wettbewerb. Schon der Marktwirtschafter Walter Eucken hat die Unfähigkeit des Staats zur Führung des Wirtschaftsprozesses erkannt. Da "der Verfall der Ordnungen mit dem Verstoß gegen die Prinzipien beginnt", forderte er eine konstante Ordnungspolitik, ein "gutes Recht", Vertragsfreiheit und individuelle Handlungsrechte, aber auch Verantwortung und Haftung im Interesse einer vorsichtigen Kalkulation. Eucken plädierte für einen Vorrang der Währungspolitik, eine Sicherung der Stabilität des Geldwertes als Basis des Vertrauens in den Geld-und Kapitalmarkt und eine Funktionsfähigkeit des informativen Preismechanismus.
Die Marktwirtschaft verlangt eine stabile Währung!
Ludwig Erhard erkannte, dass die an Partialinteressen orientierte Politik zu Erstarrungen führt. Er forderte eine Entmachtung der Sonderinteressengruppen, die sich Vorteile auf Kosten der Allgemeinheit herausholen. Erhard engagierte sich für "Wohlstand durch Freiheit und entmachtenden Wettbewerb", für eine persönliche statt für eine kollektive Verantwortung und für eine liberale Sozialpolitik. Das Umlageverfahren lehnte er ab!
Wilhelm Röpke betonte die Steuerungsfunktion des Wettbewerbes und verlangte vom Staat eine Förderung von Marktfreiheit und Wettbewerbsfairness. Er bezeichnete die Marktwirtschaft als Teil einer bürgerlichen Gesamtordnung, wies auf ihre ethischen Grundlagen hin, und erläuterte, dass die Menschen ihre Vorstellungen, ihre Einstellungen und ihre Haltungen bereits mitbringen, wenn sie am Markt handeln.
Carl Menger erkannte bereits, dass nicht nur die Menschen, sondern vor allem auch die Wirtschaftspolitiker irren und zahlreiche Probleme verursachen. Ludwig von Mises analysierte politische Interventionskaskaden und Kapitalaufzehrungspolitik. Die "umverteilungsgerechte" Sozialpolitik sei antisozial, da sie stets den Sonderinteressen diene.
Eine liberale wettbewerbsgesteuerte Marktwirtschaft dient allen! Die Vertreter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie haben gezeigt, dass Wettbewerb und Preissystem eine bessere Nutzung des breit gestreuten Wissens ermöglichen.
Friedrich August von Hayek betrachtete "die größten Übelstände, mit denen wir heute zu tun haben, als ein Ergebnis der Politik und nicht der Marktwirtschaft". Der Marktprozess sei ein offenes Wettspiel nach Regeln, bei dem gerechte Ergebnisse unmöglich seien. Die Idee der Umverteilungsgerechtigkeit ist unvereinbar mit einer freien Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Daher nannte Hayek die Ideen der konstruktivistischen Rationalisten, die sich eine Wirtschaftsordnung nur mit einem planenden, erfindenden und ordnenden Subjekt vorstellen können, eine "verhängnisvolle Anmaßung"!
Warum fehlt so vielen Österreichern die Begeisterung für den "Wettbewerb als Entdeckungsverfahren"? Der Wettbewerb ist unbequem! Warum begreifen zahlreiche Bürger nicht, dass sie ein Leben in wettbewerbsgesteuerter Marktwirtschaft von den "Fesseln der kleinen Gruppe" und der bevormundenden Knechtschaft durch Etatisten und Staatsinterventionisten befreien könnte? Sehen sie nicht, dass die Freiheit die Menschen auch davor schützt, dass alle die gleichen Fehler begehen?