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Ein Planet so groß wie die Erde

Von Eva Stanzl

Wissen
1800 Exoplaneten wurden bisher entdeckt. Die Frage ist, ob wir alleine im Universum sind.
© Universität Wien

"Kepler-186f" ist ein erdgroßer Planet in der bewohnbaren Zone seines Heimatsterns. | Selbst wenn es dort Leben gäbe, wäre es überraschend, wenn dessen Radiosignale die Erde erreichen würden.


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San Francisco/Wien. Astronomen haben einen erdgroßen Planeten in der bewohnbaren Zone eines anderen Sterns entdeckt. Auf dieser fernen Welt könnte Wasser flüssig sein, berichtete das US-Forscherteam am Donnerstagabend im Fachjournal "Science".

Flüssiges Wasser gilt als Voraussetzung für Leben, wie wir es kennen. Die Suche nach Leben in den Weiten des Kosmos konzentriert sich daher auf Planeten, auf denen Wasser fließen könnte. "Dies ist der erste eindeutig erdgroße Planet, der in der bewohnbaren Zone eines anderen Sterns gefunden wurde", betont Elisa Quintana vom Seti Institute in Mountain View, Kalifornien. Als bewohnbare Zone gilt derjenige Bereich um einen Stern, in dem es weder zu kalt noch zu heiß für flüssiges Wasser ist.

Der Himmelskörper mit dem Katalognamen "Kepler-186f" ist der fünfte und äußerste Planet, der den Zwergstern Kepler-186 umkreist. Das 490 Lichtjahre entfernte Sonnensystem wurde vom Weltraumteleskop "Kepler" der US-Raumfahrtbehörde Nasa erspäht.

Fels, Eis oder Gas?

Kepler hat von 2009 bis 2013 Verdunkelungen, die Planeten verursachen, wenn sie an ihrem Heimatstern vorbeiziehen, gemessen. Daraus errechneten die Forscher um Stephen Lane von der San Francisco State University und Elisa Quintana vom Seti Institute nun die Größe von Kepler-186f. Sein Durchmesser ist demnach nur um ein Zehntel größer als jener der Erde. "Noch kennen wir nicht die Masse des Exoplaneten. Wir können sie aber abschätzen, wenn wir ihn mit Planeten von ähnlicher Größe, wie der Erde, vergleichen", so Kane. Aus den Maßen von Masse und Radius könne die Dichte errechnet werden. Wenn die Dichte bekannt ist, wird klar, ob es sich um einen Gesteinsplaneten wie Erde, Mars und Venus handelt, oder um einen Gasplaneten wie Jupiter oder Saturn, oder um einen Eisplaneten wie Neptun oder Uranus.

Modelle der Planetenentstehung zeigen, dass Planeten mit einem Durchmesser von weniger als dem 1,5-fachen der Erde wahrscheinlich keine dichte Gashülle aus Wasserstoff und Helium ausbilden würden, so wie die Gasriesen in unserem System es taten, erläutert Stephen Kane: "Es bestehen somit exzellente Chancen, dass Kepler-186f ein Gesteinsplanet wie die Erde ist."

In einem breiten Wellenlängenbereich untersuchen die Forscher Kepler-186f sogar bereits seit dem Jahr 2012 auf Radiosignale einer möglichen Zivilisation - allerdings ohne Ergebnis. Die Untersuchungen würden zwar wiederholt, berichten die Forscher, doch müsste ein Sender auf dem fernen Planeten zehn Mal so stark senden wie die stärksten Rundfunksender der Erde, um hier empfangen zu werden, erläutert das für die Nasa tätige Seti Institute. Seti steht für "Search for Extraterrestrial Intelligence" (Suche nach außerirdischen Zivilisationen).

1995 wurde der erste Planet nachgewiesen, der um eine fremde Sonne kreist. Seither wurden 1800 extrasolare Planeten gefunden, die nun näher erforscht werden. 20 der bisher untersuchten Exoplaneten kreisen innerhalb der bewohnbaren Zone ihrer Heimatsterne - sie alle sind jedoch größer als die Erde. Astronomen wollen im kommenden Jahrzehnt herausfinden, ob es Erdzwillinge mit lebensfreundlichen Bedingungen gibt.

Künftige Exoplaneten-Missionen sollen Aufschluss geben. Ab 2017 soll die europäische Mission Cheops erkunden, wie kleine, felsige Exoplaneten in Masse, Radius und Atmosphäre aufgebaut sind. Ab 2018 soll das amerikanische James-Webb-Teleskop in Planeten-Atmosphären nach Spuren von Wasser, Sauerstoff und Methan suchen. Dann könnten auch Hinweise auf Wasser bei Kepler-186f gefunden werden. Werden auch noch Spuren von Sauerstoff entdeckt, wird es aufregend. Denn dann müsste es aus unserer Sicht auch Pflanzen geben, die ihn erzeugen.

Selbst wenn es aber uns gelingen würde, Kontakt aufzunehmen, müssten sich die Empfänger auf einer ähnlichen Entwicklungsstufe befinden wie wir. Gegeben das Alter des Universums, scheint ein solcher Zufall unwahrscheinlich. Angesichts der schieren Vielzahl von Sternen besteht jedoch die Möglichkeit dazu.

Schwierige Spurensuche

Dass keine unendliche Zahl an Möglichkeiten benötigt wird, um sich zu irren, zeigt schon die Spurensuche in unserer planetaren Nachbarschaft. Noch bis vor wenigen Wochen schien erwiesen: Es gab einmal Flüsse und Seen auf dem Mars. Hunderte Kilometer lange Flussbetten zeugen von einer nassen Vergangenheit des Roten Planeten. Nach einer Analyse von 300 Meteoriten-Kratern in der 3,6 Milliarden Jahre alten Aeolis-Dorsa-Region kamen aber vor wenigen Tagen Zweifel auf.

Der Mars war in seiner Vergangenheit möglicherweise doch nicht so feucht wie vermutet, schlossen Forscher des California Institute of Technology aus der Tatsache, dass auch erstaunlich kleine Meteoriten auf der Oberfläche eingeschlagen waren. Das deute auf dünne Luft in der Frühzeit des Mars hin, die flüssiges Wasser unwahrscheinlich mache. Nur eine dichtere Atmosphäre könne dauerhaft Druck und Temperatur dafür gewährleisten.

Auch Kepler-186f läuft Gefahr, dass eventuell vorhandenes flüssiges Wasser frieren könnte, denn der Himmelskörper kreist am äußeren Rand der bewohnbaren Zone um seinen Stern. "Da er ein bisschen größer ist als die Erde, dürfen wir hoffen, dass er eine dickere Atmosphäre hat, die ihn gut isoliert", sagt Kane. Dann könnte er warm genug sein für flüssiges Wasser.