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Ein "Plop" wie der Urknall

Von Petra Tempfer

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Ein moosgrüner Tisch. Eine weiße und 21 bunte Kugeln. Ein Mann ganz in Schwarz gekleidet, ein Queue - und sonst Stille, gähnende Stille. In den Parallelsendungen laufen wilde Verfolgungsjagden, laute Schießereien, dröhnende Talkshows und hitzige Diskussionen. Doch kaum, dass der zappende Daumen auf der Flucht vor atemberaubend schnellen Bildfolgen schließlich auf die "Snooker World Open in Glasgow" auf Eurosport rutscht, ist man für einen Augenblick wie gelähmt. Fällt in ein Zeitloch - geschockt von der plötzlichen Stille, dem Nichts, das einem aus dem Bildschirm entgegenstarrt.


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Keine Bewegung, keine hüpfenden Farben, keine gebleckten Zähne, keine Versprechungen, Liebeserklärungen oder letzten Worte. Sondern ein Tisch, der als gerahmtes Rechteck mit bunten Kugeln den Bildschirm einnimmt und ihn mit seinem nichts sagenden Moosgrün einlullt. Doch just in dem Moment, als man direkt aus seinem anfänglichen Schock heraus in die Stille hineinzugleiten beginnt, sich in ihr zaghaft entfaltet und - auf den moosgrünen Bildschirm starrend - diese scheinbar angehaltene Zeit zu erfassen versucht, wird man von einem jähen "Plop" unterbrochen. Ein grauenhaft lautes, unerhört freches "Plop": Der schwarze Spieler hat die Kugel gespielt. Und jetzt muss zu allem Überdruss auch noch der Moderator seinen Senf dazugeben, erstaunlich viel Senf, wenn man bedenkt, dass nur ein einziges "Plop" Auslöser dafür war. In Anbetracht der Unendlichkeit der Stille trifft seine Stimme wie ein Keulenschlag. Und das "Plop" wie der Urknall, in dem die Lärmmaschinerie ihren Ursprung nahm.