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Putin-Besuch rief Kritiker auf den Plan. | Vor der Hofburg blieb es aber ruhig. | Wien. Wer um zehn Uhr Vormittag den Ring entlang spazierte, merkte kaum etwas von Platzsperren oder Demonstrationen. Auch auf dem Heldenplatz war noch nicht viel los - abgesehen von unzähligen Polizisten, die rund um die Burg herumlungerten und warteten. Worauf? "Dass etwas passiert - oder auch nicht. Wenigstens wer den wir fürs Herumstehen bezahlt", witzelte ein Beamter. Vom Graben her seien zwei Dutzend Grünen-Aktivisten zum Erzherzog-Karl-Denkmal unterwegs, hieß es wenig später.
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Vor dem Denkmal, wo eine Großdemonstration angekündigt war, nahm allerdings eine russische Schülergruppe - "Wir warten auf Putin" - in etwa so viel Raum ein wie die schon anwesenden Demonstranten.
Unterdessen zweckentfremdeten ein paar Schüler Heliumballons, die ein Vertreter der Grünen verteilte: Ballon aufknoten, Gas einatmen und dann mit Micky-Maus-Stimme herumplärren. In der Folge wurden die Ballons zum Renner - immer mehr Schüler bettelten um Helium. Warum sie an diesem Mittwochvormittag überhaupt auf den Heldenplatz gekommen waren? "Na, aus Protest gegen den bösen Russen. Und weil wir dafür schulfrei kriegen."
Weitaus ernster war die Angelegenheit für eine Hundertschaft tschetschenischer Flüchtlinge, die sich unterdessen beim Denkmal eingefunden hatten und Transparente hochhielten: "In Tschetschenien stirbt auch ein Stück Europa!" - "Herr Präsident: Sie bringen den Tod nach Tschetschenien!" So gut wie alle hatten Hals über Kopf ihre Heimat verlassen müssen, wie sie der "Wiener Zeitung" erzählten. Und nicht wenige hatten in russischen Folterlagern Monate oder gar Jahre zugebracht.
Konvoi änderte Route
Während die Grüne Ulrike Lunacek kurz vor zwölf dann beim Erzherzog-Karl-Denkmal vor mittlerweile knapp zweihundert Demonstranten und zwei Dutzend Reportern die positive Haltung der Republik Österreich gegenüber dem "Massenmörder" Putin anprangerte, sorgte in der Sperrzone im Burghof plötzlich ein verwaistes Sakko auf einem Kleiderständer dafür, dass zwei Polizisten eifrig in ihre Funkgeräte sprachen. Ein paar Minuten später tauchte der etwas zerknirschte Besitzer auf und holte sein Kleidungsstück ab.
Sonst tat sich nicht viel bis zur Ankunft des Präsidenten. Während die Einen der Ehrengarde bei den letzten Vorbereitungen für en Festakt zusahen, postierten sich besonders Schlaue am Burgring, in der Hoffnung, dort ein schönes Foto von Wladimir Putins Limousine machen zu können.
Auch am Ring das gleiche Bild wie auf dem Heldenplatz: Polizeihunde lagen im Gras zwischen den Alleebäumen, etliche Beamte lungerten gelangweilt herum. Bis um 13.11 Uhr plötzlich Bewegung in die Uniformierten kam, die Ringstraße gesperrt wurde.
Allein, der Konvoi tauchte nicht auf, weil er unvermutet die Route geändert und die Zweier-Linie benutzt hatte. Und so zogen die verhinderten Zaungäste enttäuscht von dannen, während Präsident Heinz Fischer bereits den Staatsgast in der Hofburg begrüßte.