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Ein Präsident von Teherans Gnaden

Von Arian Faal

Analysen

Syriens umstrittener Machthaber Bashar al-Assad sitzt fünf Jahre nach Ausbruch des Bürgerkrieges dank Irans Hilfe immer noch fest im Sattel.


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Genau fünf Jahre ist es her, dass die Demonstranten in Syrien Demokratie und einen Machtwechsel forderten. Die ernüchternde Bilanz 60 Monate später: Das umstrittene Regime rund um Langzeitmachthaber Bashar al-Assad hält die Zügel fester in der Hand als noch vor ein paar Monaten, von Rücktritt keine Spur.

Der blutige Bürgerkrieg samt ausländischer Intervention hat große Teile des Landes in Schutt und Asche gelegt, und die sunnitische Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) beherrscht riesige Gebiete der Landes. Zudem spricht die UNO von mindestens 250.000 Toten und elf Millionen Vertriebenen. Assad kann sich zuletzt deswegen halten, weil neben Russland vor allem der Iran seine schützende Hand über den Alawiten hält. Hilfe kommt in Form von Finanzspritzen, Personal, technischem Überwachungs-Know-how und durch die massive Beteiligung der pro-iranischen Hisbollah im Kampf gegen Rebellen. Wichtige Teile des maroden syrischen Militärapparates werden von iranischen Spezialtruppen trainiert.

Genau diese Elitesoldaten, die unter dem Namen "al-Quds" als beste Kämpfer des Nahen und Mittleren Ostens bekannt sind, konnten zwischenzeitlich die Rebellenhochburg Homs zurückerobern und sind derzeit dabei, strategisch wichtige Gebiete der Aufständischen im Nordwesten Syriens zu besetzen. Der wichtigste iranische Syrien-Koordinator ist Qassem Soleimani. Ganz gleich, ob im Iran-Irak-Krieg 1980-1988, im Libanon-Konflikt 1985-2000, im syrischen Bürgerkrieg oder in der aktuellen Irak-Krise: Der Chefkommandant der iranischen Elitetruppen war immer Teherans Joker für Spezialauslandseinsätze. Der 1957 geborene Soleimani hat in seinem Amt immer zwei Prioritäten verfolgt: Erstens soll der Iran nie wieder von außen angegriffen werden und zweitens soll die Eliteeinheit der Revolutionsgarden die "Königsklasse aller Truppen im Nahen und Mittleren Osten" repräsentieren. Dafür war ihm jeder Preis Recht. Auch die brutale Niederschlagung wehrloser Gegner.

In Syrien werden die Quds-Brigaden übrigens durch rund 4000 Hisbollah-Kämpfer unterstützt. Als "brüderliche Verbindung" zwischen Syrien und dem Iran will die Hisbollah in den nächsten Tagen weitere Kämpfer aus dem Libanon nach Syrien schicken. Bereits seit 2013 ist die schiitische Miliz in die Kämpfe involviert. Zunächst war ihr Einsatzgebiet auf die Grenzregion zum Libanon beschränkt, doch dann kam aus Teheran die Order, Assad zu einem Sieg zu verhelfen. Mit Hilfe russischer Luftunterstützung ist es den Assad-Anhängern zuletzt zudem gelungen, die Rebellen in Nordsyrien in die Defensive zu drängen. Der schiitische Iran hat größtes Interesse daran, Assad an der Macht zu sehen, da Syrien sein einziger verbliebener Verbündeter in der arabischen Welt ist.

Der Assad-Clan gehört zur schiitischen Sekte der Alawiten, während rund 70 Prozent der Syrer Sunniten sind. Die Rebellen - in zahlreiche Gruppen zersplittert - werden von den sunnitisch regierten Golfstaaten unterstützt. Bisheriges Resultat des Bürgerkriegs ist eine tiefe Spaltung des Landes. Die westlichen Regionen, die die wichtigen Zugänge zum Mittelmeer bieten und Schlüsselposten für die Versorgung sind, sind nun wieder fest in den Händen Assads. Im Nordwesten haben sich die Kurden teilweise den Assad-Truppen angeschlossen, im ölreichen Nordosten wollen sie eine Abschottung von Syrien. Ein Ende der Kämpfe ist noch lange nicht in Sicht.