EU-Bürgerpreis an Konsensgruppe. | Für das Bemühen um ein Miteinander der Volksgruppen. | Arnoldstein.Hoher Besuch in der Klosterruine Arnoldstein hoch über dem gleichnamigen Kärntner Grenzort zu Italien und Slowenien: Der Vizepräsident des EU- Parlaments, Miguel Angel Martinez Martinez, hat am Donnerstag der Kärntner Konsensgruppe den Bürgerpreis des EU-Parlaments, der zum ersten Mal vergeben wurde, verliehen.
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Er betonte, dass dogmatische Positionen im heutigen Europa keinen Platz mehr hätten. Gegensätze zwischen den Volksgruppen dürften nicht "einzementiert" bleiben. Gerade darum bemühe sich die Konsensgruppe seit Jahren. Und deshalb habe sie sich diesen Preis mehr als verdient.
Die Kärntner Konsensgruppe war im Jahr 2005 auf Initiative des damaligen Bundeskanzlers Wolfgang Schüssel gegründet worden. Unter der Moderation des Historikers Stefan Karner haben sich je zwei Organisationen aus der deutsch- und der slowenischsprachigen Bevölkerung zusammengefunden, um an einem verbesserten Zusammenleben der beiden Volksgruppen und dem Abbau von Vorurteilen in Kärnten zu arbeiten. Die Konsensgruppe hat auch mehrere Vorschläge unterbreitet, wie man das leidige Ortstafel-Problem mithilfe von Kompromissen lösen könnte.
Die Arbeit der Konsensgruppe basiert auf einer gemeinsamen Erklärung, die am 10. Oktober (Kärntner Landesfeiertag) 2005 öffentlich unterzeichnet wurde. Als Ziele werden darin das friedliche Miteinander der Volksgruppen, die Fortführung des Innerkärntner Dialogs und die Pflege des gemeinsamen kulturellen und sprachlichen Erbes genannt.
Die Arbeit der Konsensgruppe, die sich aus dem "Heimatdienst" und der "Plattform" einerseits und der Slowenen-Gemeinschaft sowie dem Zentralverband andererseits zusammensetzt, wurde vom offiziellen Kärnten von Beginn an heftig kritisiert und boykottiert. Sogar von "Vaterlands-Verrat" war schon die Rede. Wie berichtet, hat sich BZÖ-Landtagspräsident Josef Lobnig sogar geweigert, den Wappensaal im Klagenfurter Landhaus für die Verleihung bereitzustellen. Umso wichtiger ist der Bürgerpreis für die Gruppe. Denn das Europäische Parlament zeichnet damit "Einzelpersonen oder Gruppen" aus, "die sich außergewöhnlich engagieren für die Integration zwischen den Völkern in den Mitgliedstaaten".
Im Namen der Ausgezeichneten bedankte sich Josef Feldner, Obmann des Heimatdienstes, und verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass sich die Erkenntnis durchsetzen möge, "dass unsere Zukunft nicht auf Konfrontation aufgebaut werden kann, sondern nur auf Frieden und Verständigung im Inneren und nach außen."