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Ein Prosit der Gemütlichkeit

Von Andreas Rauschal

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Warum die steirische Bierbrauerei, deren Name längst synonym für den männlichen Kugelbauch steht, bevorzugt mit Skifahrern wirbt - es ist nicht überliefert. Alkohol mag die Talfahrt so manches Menschen rapide beschleunigen, den Ehrgeiz des gemeinen Wintersportlers hingegen dürfte er bremsen. Bier macht bekanntlich nicht nur müde und langsam, sondern vor allem auch blunznwurst, sturzegal und sternhagelgleichgültig. Die aktuelle Werbekampagne verzichtet nun aber ohnehin auf rasende Schneemänner und setzt stattdessen auf Entschleunigung - also jene vom Aussterben bedrohte Kulturtechnik, unter der das Word-Rechtschreibprogramm nicht mehr zu verstehen scheint als eine Ansammlung sinnloser Buchstaben, die man rot unterstreichen muss. Sag mir, was bloß meint der Mann? Das Prosit der Gemütlichkeit wird im TV-Spot jedenfalls über eine alte heimische Volksweisheit angestimmt: "Nur net hudeln!" hat als hier genüsslich zelebriertes Lebensbewältigungsmotto durchaus etwas Verlockendes. Wäre es in der Echtzeitwelt nur auch so leicht einzuhalten! Und würden nicht gerade auch die entspannten Wirtshausbrüder darauf vertrauen, die sich am Dorfstammtisch an Hazeh halten und sich selbst über den sogenannten faulen Südländer entrüsten.

Dafür kann die Bierbrauerei nun freilich nichts, die uns nur etwas Ruhe wünscht und die Zeit, sie auch auskosten zu können. Der Rest ist Lautpoesie vom Zuschnitt eines Ernst Jandl: Plopp. Zisch. Gluck!