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Ein Protein fördert Aids-Virus

Von Richard E. Schneider

Wissen

Nachweis für ein Überspringen von Affen auf Menschen. | DDR-Propaganda von der HIV-Laborzüchtung widerlegt. | Tübingen. Ein Protein namens VPU setzt die Zellabwehr beim Menschen außer Kraft und ermöglicht die ungehemmte Ausbreitung des HI-Virus im Körper. Das haben Virologen der Universitäten Ulm und des Heinrich-Pette-Instituts in Hamburg sowie Wissenschafter aus Montpellier und New York nachgewiesen.


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In Österreich leben derzeit 12.000 bis 15.000 HIV-positive Menschen. Weltweit leben über 33 Millionen Menschen mit dem Aids-Virus, jährlich infizieren sich 2,7 Millionen Menschen neu. Jedoch ist die Ansteckungsrate in den letzten acht Jahren um 17 Prozent gesunken. Denn die Aids-Forschung kommt voran - derzeit geben weit fortgeschrittene Impftests in Thailand Hoffnung.

Das Team um Frank Kirchhoff vom Molekularvirologischen Institut der Uni Ulm hat indessen einen weiteren Baustein in der Aufklärung von Aids entdeckt. Die Wissenschafter konnten die Rolle einer Eiweißverbindung aufklären, die bei der Überwindung des menschlichen Immunsystems eine wichtige Rolle spielt.

Das Protein namens VPU ist im Reagenzglas - ebenso wie das sogenannte Nef-Protein des Affen-Immundefizienz-Virus SIV, das die Wissenschaftler gleichzeitig untersuchten - für das Wachstum der HIV-1-Gruppen unerheblich. Im Körper des Menschen und des Affen wirken VPU und Nef jedoch zerstörerisch.

Schnelle Ausbreitung

VPU, das in der pandämischen HIV-1-M-Gruppe gefunden wird, schwächt den Virusrezeptor CD4 des menschlichen Immunsystems. Gleichzeitig bekämpft es das Zellprotein Tetherin, "das eine wichtige Barriere beim Übertritt vom HIV-1 auf den Menschen darstellt", erläutert Michael Schindler, Hamburg, den Übertragungsweg des früheren Affen-Virus auf den Menschen. Tetherin verhindert die Freisetzung von Aids-Viren aus infizierten Zellen in den Blutkreislauf, indem es die Viren an die Zellmembran heftet. Wird es geschwächt durch die Attacken des Proteins VPU, kann sich das HI-Virus ungehindert ausbreiten.

Beim Affen-Immundefizienz-Virus SIV wiesen die Wissenschafter eine ähnliche Rolle für das Protein Nef nach, das die Immunabwehr von Schimpansen und Gorillas schwächt. Jedoch vermag dieses tierische Protein nicht die menschlichen Zellen zu schädigen, die vom humanen Tetherin geschützt werden. Dadurch ist eine Ansteckung von Tier auf Mensch nicht möglich.

Medizin-Nobelpreisträger Luc Montagnier, der das HI-Virus 1983 in einem schwerkranken, homosexuellen Patienten in Paris entdeckte, wies 1985 in Westafrika auch das Affen-Immundefizienz-Virus SIV nach. SIV löst in Affen eine ähnliche Erkrankung wie Aids beim Menschen aus.

Wenn auch die SIV-Stämme nicht identisch sind mit dem HI-Virus, tragen sie doch die gleichen VPU-Gene, stellten die Forscher nun fest. Damit dürfte das SI-Virus CPZ als Ausgangspunkt für die Verbreitung von HIV-1 feststehen. Die Propagandathese des deutsch-jüdischen Schriftstellers Rudolf Hirsch, dass Aids aus US-Labors stamme und von dort absichtlich weiterverbreitet würde, dürfte somit endgültig ins Reich der Fabel verwiesen sein.