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Sohn von ÖVP-Urgestein soll sich bei Pröll für Abgang des Vaters rächen.
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Wien. Es sieht auf den ersten Blick wie ein Vater-Sohn-Konflikt aus einer griechischen Tragödie aus: Spross aus einem ÖVP-Adelshaus in Niederösterreich zieht aus, um mit einem neuen Herrn gegen den allmächtigen ÖVP-Landesfürsten zu reiten.
Es geht um Ernest D. Gabmann, der sich von seinem Vater Ernest Gabmann, dem langjährigen Stellvertreter von Landeshauptmann Erwin Pröll, nur durch das "D" im Namen unterscheidet. Als die Nummer zwei hinter Frank Stronach will Gabmann Pröll am 3. März die absolute Mehrheit wegschnappen, die dieser seit zehn Jahren hält.
Als Pröll den Vater weglobte
In Wirklichkeit soll hinter dem Vater-Sohn-Konflikt ein "Vater-Landesvater-Konflikt" stecken, wie es ein ÖVP-Insider ausdrückt. Der Sohn will sich nicht am Vater, sondern an Pröll rächen - dafür, wie dieser mit seinem Vater umgegangen ist. Diese These stützen Politiker anderer politischer Lager, die anonym bleiben wollen.
Vorgeschichte: Erwin Pröll entsandte seinen Vize, den beliebten Gabmann senior 2009 überraschend als Troubleshooter in den Vorstand des Flughafens. Finanzlandesrat Wolfgang Sobotka bekam Gabmanns Sessel. Gabmann wäre gerne geblieben, heißt es.
Beim Flughafen, der bereits tief im Skylink-Sumpf feststeckte, gab es für Gabmann jedenfalls nichts zu gewinnen, Ende 2011 wurde er als Vorstand abgesetzt. Heute ist der 63-jährige, für seine perfekte Frisur bekannte Gabmann in der Filmbranche kaufmännischer Leiter bei "Lisa-Film".
Sein 39-jähriger Sohn, der verheiratet ist und drei Kinder hat, ist politisch bisher nicht aufgefallen. In der Heimatgemeinde der Gabmanns, in Schrems, die der Junior nach der Volksschule verließ, "hat man ihn lange nicht mehr gesehen", sagt der langjährige Bürgermeister Reinhard Österreicher (SPÖ), der gar nicht weiß, ob Gabmann junior noch einen Zweitwohnsitz in Schrems hat. Das wundert. Denn Gabmann hat seinen Hauptwohnsitz weiterhin in Schrems. In einem Interview mit der NÖN hatte Gabmann gemeint: "Politisch sehe ich mich als Schremser und Waldviertler. Ich bin da einfach daheim. Ich will den öffentlichen Verkehr für Pendler attraktiver machen und die lokalen Betriebe stärken." Auf Gabmann senior hält Österreicher große Stücke, auf den Junior scheint er - als Partner gegen die ÖVP - nicht zu warten. "Unser Partner ist die ÖVP."
Eine weitere Adresse von Gabmann jr. ist Gießhübl südlich von Wien. "Ich weiß gar nicht genau, wo er wohnt, er taucht bei uns gar nicht auf", sagt ÖVP-Bürgermeisterin Michaela Vogl.
Strasser-Connect
Beruflich begann Gabmann als Kundendienstbetreuer beim T-Mobile-Vorgänger max.mobil. Dort wirkte er später am Netzausbau mit. Nach "3" wechselte er zu "Tetron", einem Konsortium zur Errichtung des Behördenfunks. Tetron steht heute für eine Geldwäsche-Affäre rund um den Ex-Innenminister Ernst Strasser und den Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly. Im U-Ausschuss zur Affäre war der in die Causa verstrickte Kabinettschef Strassers, Christoph Ulmer, eine zentrale Figur, und auch Gabmann taucht als Sachverständiger in den Protokollen des U-Ausschusses auf. Ulmer bezeichnete Gabmann damals als "losen Freund". Ab Anfang 2009 war Gabmann mit Ulmer beim Personalberater Catro, doch Gabmann ging nach nur wenigen Monaten, Ulmer nach einem Jahr. Davor arbeitete Gabmann einige Monate bei einer Tochterfirma des Sicherheitskonzerns G4S, bei der Ernst Strasser später Aufsichtsrat war. Ein Ex-Kollege dort bezeichnet ihn als "Gutmenschen". Bei welchem "Dienstleistungsbetrieb" er bis zuletzt arbeitete, muss aus Vertragsgründen geheim bleiben, heißt es vom Team Stronach, eine Stronach-Firma sei es jedenfalls nicht.