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Man hört sich die Ohren wund, liest sich die Augen müd'. . . So ein Rezensent hat's nicht leicht. Aber die Rechnung ist einfach und geht im besten Fall immer auf: Je schwerer sich's unsereiner macht, um so leichter hat's der aus vielerlei Gründen auf Empfehlungen angewiesene Kunstfreund.
In der Annahme, dass Sie viel lieber CD-Echse und Bücherwurm sind als TV-Konsument, möchte ich nachhaken, wo Lesefuchs Schmickl im letzten EXTRA eingehakt hat. Er streifte "In Kürze" die bei Piper verlegten Betrachtungen Sándor Márais. Ihr Titel: "Himmel und Erde." Und diese Kurzprosa schließt tatsächlich all den Raum dazwischen ein. Es ist jener des (menschlichen) Geistes. Dieser ist - wir wissen's oder ahnen es zumindest - tatsächlich der wesentliche. (M)ein Zitat aus der Reflexion namens "Diät": "Man darf nicht zurückgehen in die alten Räume, gleichgültig ob wir dort glücklich oder unglücklich waren . . . Antworte auf Briefe von alten Freunden höflich, doch vereinbare kein Treffen mit ihnen, und noch viel weniger solltest du alte Freundinnen wiedersehen . . . Alles das soll nicht Untreue oder Gefühllosigkeit den Menschen gegenüber sein. Es ist lediglich eine Diät, nichts sonst. Auch die Seele verträgt verdorbene, abgestandene Nahrung schlecht; gib ihr Vitamine, lebendige, neue Geschmacksimpulse." So weit, so Márais - mit besten Empfehlungen nahe gelegt. Mit Musik geht bekanntlich manches - vor allem das Nicht-in-die-Röhre-Schau'n - besser. Die CD (zum Buch) heißt "Carmen", der Interpret am Klavier Anders Widmark.
Da die Vorlage der bekannten Melodien, dort das Kammerjazztrio. Apropos Rezensentenschicksal: Hier wird musiziert, vor allem Klavier gespielt, wie ich es so beglückend und fern aller Schubladen lang nicht gehört habe.