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Ein Rollstuhl rollt auch ohne IOC

Von Christoph Rella

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Die Paralympischen Winterspiele als Schmuddelkind des alle vier Jahre stattfindenden Ereignisses namens Olympia zu bezeichnen, ist wahrscheinlich nicht fair. Was 1960 als Versuch begann, auch den Behindertensport in ein größeres Ganzes einzubinden, zählt heute wie selbstverständlich zum olympischen Spielekanon - und genießt heute wesentlich mehr Aufmerksamkeit als noch vor 50 Jahren.

Wobei man sich die Frage stellen kann: Ist es wirklich klug, die Paralympics wie von IOC und internationalem paralympischem Komitee (IPC) vereinbart immer genau zehn Tage nach Abschluss der Olympischen Spiele sowie am gleichen Veranstaltungsort beginnen zu lassen? Die Gründe - Weiternutzung der Sportanlagen, Fortschreibung der olympischen Begeisterung und Einsparungen bei den Kosten - klingen zwar einleuchtend, aber dennoch wird man nicht das Gefühl los, die Paralympischen Spiele seien nichts anderes als ein Anhängsel der "regulären" Spiele.

Das Bild eines IOC, das lächelnd den Rollstuhl des IPC schiebt, wirkt da doch befremdlich. Aus diesem Grund sollte das IPC vielleicht darüber nachdenken, sich vom IOC zu emanzipieren und die Paralympics wie früher autonom - etwa an ehemaligen Olympia-Standorten wie Nagano, Innsbruck oder Salt Lake City - auszurichten. Der Preis dafür wäre freilich, dass man weniger Aufmerksamkeit als vielleicht sonst erhielte. Aber dafür ist es der ehrlichere Weg. Die Zeiten, an denen man einem Behinderten Aufmerksamkeit schenkte, weil er behindert war, sollten vorbei sein. Es wäre Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen.