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"Ein Sanierungs-KV"

Von Karl Leban

Wirtschaft
AUA-Bordbetriebsratschef Karl Minhard zum neuen Konzern-KV: "Wir haben jetzt eine Lösung, mit der wieder Ruhe in das Unternehmen einkehrt."

AUA-Bordbetriebsratschef Karl Minhard will den jüngst paktierten | Konzern-Kollektivvertrag für das Flugpersonal aufbessern, sobald "der Laden wieder läuft".


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Wien. Es waren äußerst zähe Verhandlungen, doch seit Freitag haben die rund 3200 Bordbeschäftigten der Lufthansa-Tochter AUA einen Konzern-Kollektivvertrag. Das neue Vertragswerk, um das mehr als zwei Jahre gerungen worden war, gilt ab 1. Dezember 2014. Es regelt nicht nur die künftigen Gehälter und Pensionen für Piloten und Flugbegleiter, sondern auch die Arbeitszeiten und die Karriere-Entwicklung innerhalb des Unternehmens.

Um allen Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, sich vom neuen Kollektivvertrag (KV) ein Bild zu machen, halten die Belegschaftsvertreter demnächst an insgesamt fünf Tagen Informationsveranstaltungen ab. Beginnend mit diesem Donnerstag und durchgängig bis Montag, wie Bordbetriebsratschef Karl Minhard im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" ankündigt. Der Flugbetrieb soll nicht darunter leiden. "Es wird keine Störungen geben", versichert Minhard.

Für den Betriebsratsboss ist der jüngst paktierte Vertrag "ein Sanierungs-KV". Damit "haben wir jetzt eine Lösung, mit der wieder Ruhe ins Unternehmen einkehrt", sagt Minhard. "Das gibt uns den Spirit, den Laden auf Vordermann zu bringen." Sobald dies der Fall ist (womit nachhaltige Gewinne gemeint sind), will Minhard gemeinsam mit den Gewerkschaftskollegen Verbesserungen im KV erreichen. Derzeit sind im AUA-Konzern rund 900 Piloten und 2300 Flugbegleiter beschäftigt.

Rechtsstreit beigelegt

Für den AUA-Bordbetriebsratsvorsitzenden spiegelt der neue KV wider, "was derzeit angesichts der teils dramatischen europaweiten Entwicklung in der Luftfahrtbranche machbar und notwendig war". Minhard: "Uns war immer klar, dass wir einen Beitrag zu leisten haben."

Der neue AUA-KV ist auch ein Generalvergleich für die gerichtlichen Auseinandersetzungen zwischen Betriebsrat und Unternehmen rund um den Alt-KV und den zwangsweise verfügten Betriebsübergang, im Zuge dessen der gesamte Flugbetrieb der AUA 2012 zur kostengünstigeren Tochter Tyrolean verlagert wurde. Wie berichtet, ging dieser Rechtsstreit bis zum Europäischen Gerichtshof (EuGH), vor dem der Vorstand dann unterlag.

Teil der jüngsten Verhandlungslösung ist deshalb auch der Wechsel der vom Betriebsübergang betroffen Bordmitarbeiter zurück zur AUA. Die "Rückkehr" ist für den 31. März 2015 geplant.

Da der EuGH heuer festgestellt hatte, dass die alten Kollektivverträge von AUA und Tyrolean so lange gelten, bis neue Verträge ausgehandelt sind (was nun mit dem Konzern-KV der Fall ist), stehen dem Personal entsprechende Nachzahlungen zu. Mit Blick auf die nicht allzu üppigen Finanzen der AUA hat sich der Betriebsrat mit dem Management darauf geeinigt, dass diese Ansprüche nicht voll abgegolten werden. Den Mitarbeitern wird der Deal rund um den neuen Kollektivvertrag mit einer Abschlagszahlung schmackhaft gemacht, im Gegenzug müssen sie freilich auf alte Ansprüche bei Pensionen, Jubiläumsgeldern und Abfertigungen verzichten.

100 Millionen Euro?

Mitarbeiter, die nicht bereit sind, den Deal zu akzeptieren, können die "Abfertigung" nehmen und die Fluglinie verlassen. So wie AUA-Chef Jaan Albrecht glaubt aber auch Minhard, dass die Abgänge "gegen null gehen". Wie viel die AUA für den Vergleich zur Seite gelegt hat, ist noch geheim. Branchenkenner gehen von zirka 100 Millionen Euro aus. Die Rückstellungen haben der AUA in den ersten drei Quartalen jedenfalls wieder Verluste beschert.