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Neue US-Studie ortet bei Hypertonikern emotionale Dämpfung.
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Wien. "Es ist ein Leben, wie in einem Email-Postfach, nur ohne Smileys" - so beschreibt der Psychologe James A. McCubbin von der Clemson University in South Carolina das Dasein von Hypertonikern, also Menschen mit hohem Blutdruck. In Emails werden immer wieder Smileys gesetzt, um Gefühlsregungen zwischen den Worten zeigen zu können und eventuelle Missinterpretationen des Geschriebenen schon im Vorfeld auszuräumen.
Solche Missinterpretationen von Gefühlen anderer Menschen kommen bei Hypertonikern laut einer aktuellen amerikanischen Studie sehr häufig vor. Egal, ob es sich um emotionale Gesichtsausdrücke handelt oder um die Beschreibung einer emotional aufgeladenen Situation - je höher der Blutdruck, desto schlechter konnten die insgesamt 106 Probanden der Untersuchung ein vorherrschendes Gefühl erkennen und beschreiben.
Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen könnten ein Resultat dieser "emotionalen Dämpfung", wie sie die Wissenschafter nennen, sein. Die Fähigkeit, wütende, traurige und fröhliche Gesichter zu unterscheiden, ist massiv getrübt, was in der Folge zu Kommunikationsschwierigkeiten und Missverständnissen führt.
Wissenschafter vermuteten schon seit Längerem eine unerwartete enge Beziehung zwischen bestimmten Empfindungen und dem Blutdruck. Schon vor einigen Jahren konnte McCubbin mit seinem Team nachweisen, dass Menschen mit höherem Blutdruck auch insgesamt eigene Gefühle weniger intensiv wahrnehmen, selbst wenn es sich um positive wie Freude oder Überraschung handeln. Auch scheint hoher Blutdruck mit einer verringerten Schmerzempfindlichkeit einherzugehen.
Ursache oder Wirkung
Nähere Details zur aktuellen Studie, die im Fachblatt "Psychosomatic Medicine" erschienen ist, nämlich was Ursache oder Wirkung ist, können die Wissenschafter noch keine nennen. So sei möglich, dass der erhöhte Druck die Durchblutung im Gehirn verändert und damit die Reaktion auf die Gefühle beeinflusst. Auch sei nicht auszuschließen, dass die gedämpften Emotionen Stress erzeugen, etwa weil man die feinen Schwingungen oder die Tonlage in einem Gespräch nicht bemerkt oder andere unabsichtlich vor den Kopf stößt - etwa wie der Elefant im Porzellanladen -, und damit den Blutdruck erst hochtreiben.
Laut McCubbin könnte diese emotionale Dämpfung auch ein Marker für eine körperliche Veränderung sein, die auch dieser falschen Blutdruckregulation zugrunde liegt. Weitere Studien sollen nun nähere Zusammenhänge klären.