Ein OECD-Bericht zeigt, dass man in Österreich nicht zurückscheut, offizielle Zahlen zu "fälschen", nur um nicht mit der Wahrheit konfrontiert zu werden.
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Alle zwei Jahre veröffentlicht die OECD einen Bericht mit vergleichenden Statistiken: "Gesundheit auf einen Blick". Dieser soll für Entscheidungsträger im Gesundheitswesen eine Orientierungshilfe sein. Allerdings geht das nur, wenn die von den Behörden gemeldeten Zahlen irgendetwas mit der Realität zu tun haben.
Einige der Statistiken, die sich alle auf 2007 beziehen, sind durchaus nachvollziehbar. Dass unser System nicht gerade viel für Gesundheitsförderung übrig hat und wir daher um ein Drittel weniger dafür ausgeben als die anderen, ist so ein Beispiel. Auch dass wir sehr teuer sind, ist nicht unbekannt. Wir liegen mit unseren Ausgaben an siebenter Stelle innerhalb der 30 OECD-Staaten. Interessant ist jedoch, dass in den ausgewiesenen 2710 Euro Jahresausgaben pro Kopf (2140 Euro im OECD-Schnitt) nicht einmal alle Zahlungen enthalten sind, die bei Pflege oder Wahlärzten direkt bezahlt werden. Für diese Geldflüsse gibt es nämlich weder Aufzeichnungen noch Schätzungen. Würde alles eingerechnet, übernähmen wir womöglich die Spitze in der OECD. Aber wer will schon wissen, wie teuer unser System wirklich ist?
Hochinteressant auch die Zahlen rund um die Ärzte. Laut dem Bericht haben wir etwa 31.000 und damit den fünften Platz. Allerdings sagt die Statistik Austria, dass es (bei gleicher Zählweise) eigentlich 37.500 sein sollten. Wo sind sie hin, die anderen 6500 Ärzte?
Ebenfalls eigenartig sind die Zahlen der Arztkontakte im ambulanten Bereich. Laut OECD sah jeder Österreicher 6,7 mal einen Arzt, macht etwa 55 Millionen Arztkontakte. Nun, laut Statistik der Sozialversicherungen sind es aber alleine bei den Kassenärzten mehr als 100 Millionen. Dazu kämen noch rund 15 Millionen (grob geschätzt) bei den 10.000 Wahlärzten und etwa zehn Millionen in den Spitalsambulanzen; macht zusammen etwa 125 und damit 60 Millionen Kontakte mehr, als die OECD zählt. Wo sind sie hin, diese 60 Millionen Kontakte?
Mit 1787 Patientenkontakten liegen unsere Ärzte, was die Arbeitsbelastung betrifft, auf den letzten Plätzen. Interessant ist, dass für diese Rechnung einfach die 55 Millionen Arztkontakte durch die Gesamtzahl der Ärzte dividiert wurde, obwohl diese Kontakte doch nur im ambulanten Bereich gezählt wurden. Dass 20.000 Ärzte - die Hälfte aller Ärzte - im Spital arbeiten, wird genauso wenig berücksichtigt wie die Tatsache, dass nur die Hälfte der rund 18.000 niedergelassenen Ärzte einen Kassenvertrag hat. Würde man diese Faktoren berücksichtigen, dann hat wohl ein "normaler Kassen-Arzt" drei- bis viermal mehr Patientenkontakte als die Statistik ausweist - damit lägen wir an der Spitze der OECD.
Und wenn wir dann schon beim Thema niedergelassene Ärzte sind; die OECD meint, es gibt bei uns fast 13.000 Hausärzte, gleich dreimal so viele wie in der Schweiz oder in Holland. Nun, bei genauerer Betrachtung ist 13.000 wenigstens irreführend, denn nur 4000 dieser Ärzte haben einen Kassenvertrag; die anderen sind Wahlärzte, arbeitslos oder sonst irgendwie beschäftigt. Ob sie daher in der Hausarzt-Statistik auftauchen sollten, ist fraglich.
Die Zahlen in dem Bericht sind also oft alles andere als einleuchtend. Der OECD darf man keinen Vorwurf machen, die muss nehmen, was ihr als offiziellen Zahlen von den Mitgliedstaaten gemeldet wird.
Aber warum sind unsere Zahlen so "falsch"? Und wer profitiert von diesen "Falschmeldungen"?