Das Joint Venture zwischen Mitsubishi und Siemens stellt den VAI-Standort Linz vor eine ungewisse Zukunft.
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Linz. Aus internationaler Sicht ist das Joint Venture von Siemens mit Mitsubishi Heavy Industries, das im Rahmen des Konzernumbaus verkündet wurde, nur eine Randnotiz. Für Österreich sind die Auswirkungen schon größer, und für den Industriestandort Oberösterreich ist die Entscheidung ein schwerer Schlag. Am zukünftigen Gemeinschaftsunternehmen, in das auch Mitsubishi Unternehmensteile einbringen wird, wird der japanische Mischkonzern 51 Prozent und Siemens 49 Prozent halten. Details des Deals wurden nicht bekannt.
Besonders ein Satz in der Siemens-Mitteilung über das Joint Venture verheißt für Linz, das die Zentrale der Industrieanlagenbausparte VAI beheimatet, wenig Gutes. "Die Firmenzentrale des Gemeinschaftsunternehmens wird in Großbritannien sein", schreibt Siemens. Aktuell sind am Standort Linz rund 1600 Mitarbeiter beschäftigt. Es ist davon auszugehen, dass sich diese Zahl entscheidend verringern wird. Zudem sind die Auswirkungen auf Zulieferer und Dienstleistungs-Partner von VAI aus der Region noch völlig offen.
Die beiden Sparten von Siemens und Mitsubishi ergänzen sich in technologischer Hinsicht laut der beteiligten Konzerne "ideal". Zudem sei das neue geschaffene Unternehmen regional sehr gut aufgestellt. Das wird mit der generellen Verlagerung der Stahlproduktion nach Asien begründet, für die das Unternehmen mit einem japanischen Mehrheitseigentümer und entsprechender Infrastruktur besser gerüstet sei. Starten soll das Gemeinschaftsunternehmen mit insgesamt 9000 Mitarbeitern Anfang 2015.
Protestmarsch der Mitarbeiter
Die betroffenen Mitarbeiter wissen über die zukünftige Ausrichtung noch recht wenig. Selbst den Verlust der Firmenzentrale erfuhren sie aus der Pressemitteilung. Details werden der Belegschaft am Donnerstag bei einer Informationsveranstaltung mitgeteilt. Davor wird es in Linz einen Protestmarsch vom Voest-Gelände, wo die ehemalige Voest-Sparte VAI nach wie vor beheimatet ist, zum Veranstaltungsort im Design-Center geben.
Der Vorsitzende des Betriebsrats, Gerhard Bayer, übt sich in Zweckoptimismus. Schließlich handle es sich um "keine Betriebsschließung", sagt er. Viel mehr Informationen als die Öffentlichkeit hat er über den Deal aber trotz mehrmaligem Nachfragen nicht. "Die Leute sind deprimiert und betroffen. Sie wissen nicht, was die Zukunft bringt", erzählt er im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Ähnlich wie Bayer geht es in Sachen Information auch der Politik. Die oberösterreichische Landesregierung will sich bei den neuen Eigentümern für den Erhalt von Linz als wichtigem Standort einsetzen und trifft dazu am Donnerstag Siemens-Österreich-Vorstand Wolfgang Hesoun.
Wechselvolle Geschichte
Siemens Österreich verliert durch das Joint Venture einen der wichtigsten Standorte neben der Zentrale in Wien. Die Siemens AG Österreich beschäftigt aktuell rund 8300 Mitarbeiter, insgesamt sind in Österreich für den Siemens-Konzern rund 12.550 Mitarbeiter tätig. Im vergangenen Geschäftsjahr betrug der Umsatz von Siemens Österreich 2,7 Milliarden Euro, der Gewinn lag bei 520 Millionen Euro.
Laut den "Oberösterreichischen Nachrichten" gab es für die VAI auch österreichische Interessenten, diese stießen bei Siemens aber auf wenig Interesse. Der österreichische Anlagenbauer Andritz hat ein Angebot zur Komplettübernahme der VAI abgelehnt. Durch die Gründung des Joint Ventures wird die VAI nach zehn Jahren wieder das Dach von Siemens verlassen.
Die ehemalige Voest-Sparte wurde Ende der 1980er Jahre als eigenständige Gesellschaft Teil der ÖIAG. Mitte der 1990er Jahre kam die VAI als Teil der VA Tech an die Börse. Nach wirtschaftlich wechselvollen Jahren unter verschiedenen Großaktionären übernahm Siemens 2005 die VA Tech und gliederte die VAI in den Gesamtkonzern ein. Mit dem jetzigen Joint Venture setzt sich die Zerstreuung ehemaliger Voest-Sparten weiter fort.