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Ein Schweiger betritt die große Bühne

Von Walter Hämmerle

Politik

Porträt von Erich Foglar. | Wien. (wh) Folgt man der Realverfassung der Zweiten Republik, so wird Erich Foglar am Donnerstag als einer der mächtigsten Männer des Landes formell bestätigt. Informell zählt er bereits seit Ende November des vergangenen Jahres zur politischen Elite, als er zum Nachfolger von Rudolf Hundstorfer an der Spitze des ÖGB auserkoren wurde.


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Allerdings sind auch Realverfassungen einem Wandel unterworfen - und gerade dem ÖGB blies in den vergangenen Jahren ein rauer Wind ins Gesicht: Erst war da die Verbannung aufs Abstellgleis unter Schwarz-Blau, dann brach der Bawag-Skandal mit voller Wucht über die Gewerkschaft herein, in dessen Zuge sich auch die SPÖ zeitweilig von ihrem ideologischen Zwillingsbruder verabschiedete.

Mit Werner Faymann kehrten die roten Gewerkschafter zwar wieder in den innersten Machtzirkel der SPÖ zurück, nur lässt seitdem die Wirtschaftskrise die Mitgliederzahlen des ÖGB noch weiter in den Keller purzeln: Wer seinen Job verliert, hat meist auch kein Geld, den Mitgliedsbeitrag zu bezahlen.

Das sind die Bedingungen, unter denen Foglar nun feierlich inthronisiert wird. Dabei trauen Beobachter und Wegbegleiter dem 53-jährigen Metallgewerkschafter durchaus zu, den Tanker ÖGB durch diese schwere See zu steuern, wurde Foglar doch als einer der Sanierer des ÖGB erstmals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, indem er den Verkauf der Gewerkschaftsbank Bawag führend mitbegleitete.

Foglar redet wenig und wenn doch, dann zur Sache. Ein Faible für Zahlen und Fakten wird dabei schnell augenscheinlich. Verhandlungspartner beschreiben ihn als zielstrebig, diszipliniert, verschlossen und hart in der Sache. Eine führende Rolle soll der langjährige Chef der Metall-Gewerkschafter - als sein Ziehvater und Vorbild gilt der legendäre Metaller-Chef Rudolf Nürnberger - beim Platzen des Fusionsprojekts mit der Privatangestellten-Gewerkschaft gespielt haben. Allerdings hielt er sich auch hier - wie bisher stets - im Hintergrund. Damit wird es nun wohl vorbei sein.

Der gelernte Werkzeugmacher ist verheiratet und Vater von zwei Töchtern.