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Wer letztendlich als nächster Bundespräsident in die Hofburg einziehen wird, für die mediale Bilanz des Wahlkampfes ist dies irrelevant. Denn bei dieser gibt es vorläufig nur Verlierer. An erster Stelle steht die Reputation der Republik. Internationale Medien von Frankreich bis in die USA vermelden die Bundespräsidentenwahl unter den Top-News. Der Rechtsruck in Europa gehe weiter, heißt es da. Österreich wähle als erstes Land der EU ein rechtes Staatsoberhaupt. Mitunter fallen die Begriffe Islamophobie und Nationalsozialismus, immer der Name Norbert Hofer, selten Alexander Van der Bellen. Tourismuswerbung sieht anders aus. Weltoffenheit auch.
Der zweite Verlierer ist die politische Klasse. Das Niveau, das das nicht moderierte TV-Duell auf ATV ständig neu unterschritt, gefolgt von der analytischen Hinrichtung einer Expertenrunde, hat der politischen Kultur dieses Landes die letzte Maske der Kultiviertheit heruntergerissen. Die politischen Extreme dieser Wahl brachten die öffentliche Diskussionskultur auf einen erschütternden Tiefpunkt. Und war das Amt des Bundespräsidenten nicht einmal das einer höchst ehrwürdigen, in sich ruhenden Respektsperson?
Dritter Verlierer sind die Medien. Durch ungenaue ORF-Recherche ging der Versuch schief, Hofer als Lügner bloßzustellen. Was in Israel wirklich geschah, zählt längst nicht mehr. Gewonnen haben die "Lügenpresse"-Rufer. In diesem Fall tragischerweise völlig zu Recht. Verloren hat die ohnehin schon angekratzte Integrität des Journalismus. Die Wahl hat einen Sieger. Die Republik - also wir alle - haben sie verloren.