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Ein Siegeslächeln nach dem Kollaps

Von WZ-Korrespondent Ulrich Glauber

Wirtschaft

5,7 Mrd. Euro Vorsteuerverlust. | Einbußen im Investmentbanking. | Frankfurt. Wer denn will, mag die Stimmung bei der Deutschen Bank am physischen Zustand ihres Chefs ablesen. Am Abend des 14. Jänner hatte ein "absolut unzufriedener" Josef Ackermann nach der Bekanntgabe vorläufiger Zahlen, nach denen der deutsche Branchenprimus 2008 den ersten Jahresverlust der Nachkriegsgeschichte eingefahren hat, einen Kreislaufkollaps erlitten.


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Bei der offiziellen Bestätigung der Zahlen für 2008 auf der Jahrespressekonferenz am Donnerstag erlebten die überraschten Medienvertreter dagegen einen wieder vor Optimismus strotzenden "Big Joe". In schwierigem Umfeld habe die Deutsche Bank im Jänner schon wieder Erträge von 2,8 Mrd. Euro erwirtschaftet, sagte der Schweizer, der demnächst 61 wird. "Das stimmt uns bei aller gebotenen Vorsicht zuversichtlich für 2009", verbreitete der Vorstandsvorsitzende Optimismus, unterstrich aber gleichzeitig, wie unsicher Prognosen gegenwärtig seien.

Vage Zukunftshoffnungen können allerdings die düsteren Fakten nicht ganz vergessen machen. Die Deutsche Bank hat 2008 einen Verlust von 5,7 Mrd. Euro vor Steuern eingefahren. Nach Steuern ergab sich für das größte deutsche Geldinstitut ein Minus von 3,9 Mrd. Euro.

"Schwächen im Geschäftsmodell"

Das vierte Quartal war bei einem Nettoverlust von 4,8 Mrd. Euro das schlechteste Vierteljahr aller Zeiten. Auch die Aktionäre werden deshalb nicht so reich beschenkt wie im Jahr zuvor: Die Dividende soll statt 4,50 Euro diesmal nur 50 Cent betragen.

Am härtesten wurde das Investmentbanking gebeutelt. Der Fehlbetrag summierte sich auf 8,5 Mrd. Euro. Ein Jahr zuvor gab es hier noch ein Gewinn von 4,2 Mrd. Euro. Ackermann räumte ein, dass die Krise "einige Schwächen in unserem Geschäftsmodell offenbart" habe.

"Wir ziehen Ressourcen aus den Geschäftsfeldern ab, bei denen eine baldige Erholung unwahrscheinlich ist". Dazu gehört ein wesentlicher Teil des Eigenhandels. Der Handelsbestand an problematischen Wertpapieren wurde um 41 Prozent abgebaut. Die Bank warnt aber vor einem Restrisiko durch die verbleibenden Posten. Die Personalkosten hat die Bank in den letzten drei Monaten 2008 bereits deutlich gesenkt. Vor allem wegen niedrigerer Bonuszahlungen sank der Personalaufwand im vierten Quartal um 36 Prozent auf 2,1 Mrd. Euro.

Commerzbank will eine "Bad Bank"

Die Nachbarn im Frankfurter Finanzviertel wären froh, wenn sie die Probleme der Deutschen Bank hätten. Der Branchenzweite Commerzbank, der erst vor knapp vier Wochen die Übernahme der Dresdner Bank perfekt gemacht hatte, sucht händeringend nach einer Deponie für verseuchte Papiere. Laut Presseberichten arbeitet der Bundesverband deutscher Banken an einer "Bad Bank" für private Institute. Dort könnte die Commerzbank ihre problematischen Portfolios loswerden. Andererseits wird offenbar auch von Seiten der Regierung an einer Lösung für die Schwierigkeiten der Commerzbank gearbeitet.