Zum Hauptinhalt springen

Ein sinnloser Boykottaufruf

Von Simon Rosner

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Geht es nach den Ultras, der größten Fangruppierung Rapids, dann wird man am Sonntag im 300. Wiener Derby im weiten Oval des Happel-Stadions jeden Räusperer hören. Die Ultras werden das Derby boykottieren. Sie werden höchstens zusehen, aber keinen Mucks von sich geben. Und sie rufen andere Fans auf, es ihnen gleichzutun. Und zwar, wie in einer Mitteilung auf der Ultras-Homepage zu lesen ist, "um ein Zeichen dafür zu setzen, dass wir Rapid langfristig nur in Hütteldorf sehen wollen". Die Realisierung dieses Wunsches dürfte problematisch sein, schließlich steht jede zweite Woche ein Auswärtsspiel in der Liga an, und im Europacup zwingt die Uefa die Klubs sogar, im Ausland anzutreten.

Aber vielleicht beziehen sich die Ultras ja auch nur auf die Heimspiele. Dabei ist Rapid in seiner reichen Klubgeschichte immer wieder ins Praterstadion ausgewichen und ist trotzdem Rapid geblieben. Für größere Europacup-Partien ist das Hanappi-Stadion längst zu klein, und auch für das Derby, wie die knapp 32.000 Zuschauer beim ersten Derby beweisen. Natürlich identifizieren sich Fans und Verein mit Hütteldorf, aber dass manche Heimspiele der Nachfrage wegen in den Prater verlegt werden, sollte schon drin sein. Und Pläne, aus Hütteldorf wegzuziehen, hat der Klub ohnehin nicht. Ganz im Gegenteil. Selbst vernünftige Vorschläge, ein (notwendiges) neues Stadion anderswo zu planen, wurden bisher sofort abgelehnt. Der Boykott der Ultras hat also andere Gründe. Es sind Machtspiele, die sich sowohl gegen die Klubführung als auch gegen interne Querelen richten. Die Rapid-Ultras nehmen sich traditionell sehr wichtig, in diesem Fall aber wohl ein bisserl zu wichtig.