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Ein sinnloser Tod

Von Sabine Ertl

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Für den Mord an der schwedischen Außenministerin Anna Lindh gibt es keine Erklärung. Am 10. September 2003 wurde sie von Mijailo Mijailovic niedergestochen. Lindh ist populär, verheiratet, Mutter zweier Kinder. Der Täter ist Außenseiter, zeitweise in psychiatrischer Behandlung. Wie kam es zu diesem Mord?

In der gestern auf arte gezeigten Dokumentation "Anna Lindh und ihr Mörder" drehte sich alles um genau diese Frage: Warum traf es Anna? War es eine Verkettung unglücklicher Zusammenkünfte? Gibt es irgendeine Erklärung für diese Tat? Behutsam brachten die Filmemacher Joakim Demmer und Max Thomas Mehr den Ehemann, Freunde und Weggefährten von Lindh vor die Kamera, auch der engste Freund von Mijailovic wurde befragt. Trotz der behutsamen Herangehensweise des Films an das brutale Attentat wurde umso schmerzlicher bewusst, dass Lindhs Tod sinnlos war.

Es wurde viel gesagt, angefangen vom Versagen des schwedischen Wohlfahrtsstaates bis zur Frage, warum der Täter nicht die Hilfe bekommen hat, die ihm zugestanden wäre.

Und leider hatte man als Zuseher zwischendurch auch das seltsame und untrügliche Gefühl, dass in Richtung des Erklärungsmodells "der Täter ist immer auch ein Opfer der Gesellschaft" argumentiert wurde. Es war daher umso notwendiger, dass Bo Holmberg, Anna Lindhs Ehemann, gegen Ende der Dokumentation mit Nachdruck sagte: "Sinnloses zu verstehen, das geht nicht".