Das Wiener Start-up-Unternehmen Helioz verhilft Menschen in Entwicklungsländern zu sauberem Trinkwasser.
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Wien. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben mehr als 660 Millionen Menschen weltweit keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser. Alle 90 Sekunden stirbt ein Kind unter fünf Jahren an den Folgen von Durchfallerkrankungen wie Diarrhoe, Cholera oder Typhus. 80 Prozent aller Krankheiten in den Entwicklungsländern sind auf verschmutztes Trinkwasser zurückzuführen. Ausgerechnet das kleine Start-up-Unternehmen Helioz mit Sitz in Wien hat es sich zur Aufgabe gemacht, hier Abhilfe zu schaffen.
Die Lösung heißt Wadi und steht für Water Disinfection. Es handelt sich dabei um ein solarbetriebenes UV-Messgerät, das die sogenannte Sodis-Methode weiterentwickelt hat. Sodis ist eine solare Trinkwasseraufbereitung, die vor 15 Jahren von Forschern der ETH Zürich entdeckt wurde. Diese fanden heraus, dass UV-Strahlen das Wasser in lichtdurchlässigen Flaschen filtern, wenn diese mehrere Stunden in der Sonne liegen. Das Wasser ist dann von Keimen gereinigt und trinkbar. Die Dauer hängt vom Meeresspiegel, der Bewölkung oder der Nähe zum Äquator ab. Und genau hier kommt Wadi ins Spiel.
Test der WHO bestanden
Ein lachendes Smiley auf dem Wadi-Display zeigt nämlich jenen Zeitpunkt an, ab dem die UV-Strahlung das verunreinigte Wasser trinkbar gemacht hat. Entwickelt wurde Wadi vom Vorarlberger Martin Wesian im Zuge seiner Diplomarbeit an der Fachhochschule Technikum Wien. Im Jahr 2010 hat Wesian dann das Social Enterprise Start-up Helioz gegründet.
Wie sauber "ihr" Wasser ist, haben die Helioz-Mitarbeiter seit kurzem schwarz auf weiß. Wadi wurde als eines von 30 Produkten für Trinkwasseraufbereitungssysteme bei der WHO zum Test eingereicht und bestand diesen mit Bravour. "Dass Helioz nun neben weltbekannten Konzernen wie Procter & Gamble und Vestergaard als eine der positiv getesteten Firmen gelistet wird, ist ein Meilenstein", freut sich Helioz-Geschäftsführerin Manuela Kräuter. "Es ist der klare Qualitätsnachweis einer unabhängigen internationalen Stelle, dass unser Produkt Wadi die strengen mikrobiologischen Richtlinien der WHO erfüllt und als sichere Trinkwasseraufbereitung einzustufen ist."
Aktuell kommt das Gerät unter anderem in Uganda, Kenia, Äthiopien, Pakistan, Indien, Sri Lanka und den Philippinen zum Einsatz. "In Uganda kooperieren wir mit Acord, einer lokalen NGO, die täglich 4000 Menschen mit gesundem Trinkwasser versorgt", schildert Kräuter eines der Projekte. Wissenschafter des ugandischen Wasserministeriums empfehlen die solare Wasserdesinfektion mit Wadi nun sogar für die nationale Anwendung. In Kenia bereitet Helioz ein größeres Projekt vor, das 40.000 Menschen erreichen soll. Hier wird noch nach einer Finanzierung gesucht.
Als soziales Unternehmen will Helioz vor allem armen Bevölkerungsschichten helfen. "Derzeit bauen wir Referenzprojekte auf, damit sich die Akteure vor Ort überzeugen können, dass das System effektiv gegen eine Vielzahl von Krankheiten wie Cholera oder Durchfallerkrankungen wirkt", schildert Kräuter. "Für diese Referenzprojekte suchen wir auch Kooperationspartner hier im Norden, zum Beispiel Stiftungen und Firmen, die solche Projekte finanzieren."
Die Nachfrage von Organisationen vor Ort ist groß. Wadi ist kostengünstig, funktioniert ohne Batterien oder Chemikalien und es ist wartungsfrei und langlebig. Helioz gewährt eine Garantie von zwei Jahren; aufgrund von Labortests geht man aber von einer Lebensdauer von bis zu fünf Jahren aus. "Bisher wurden von der Firma Melecs in Oberösterreich 30.000 Wadis in unserem Auftrag produziert", so Kräuter weiter. "Ein Wadi kostet in Europa knapp 30 Euro. Für Entwicklungsländer - unseren Hauptabsatzmarkt - bieten wir das Gerät um 15 Euro an." Mit der Aktion "Kauf eins, zahl zwei", kann man mit dem Kauf von einem Wadi ein weiteres Gerät für eine arme Familie oder Schulklasse in einem Entwicklungsland mitfinanzieren.
Suche nach Investoren
Dass die Zukunft des Start-ups trotz der internationalen Anerkennung derzeit in den Sternen steht, hat mit einem tragischen Verlust zu tun. Ende Jänner kam der Geschäftsführer des Hauptinvestors AC & Friends durch eine Lawine ums Leben. "Christopher Grabher war unser Freund und Mentor. Es ist noch unklar, wie es jetzt weitergehen wird", sagt Monika Kräuter. "Wir sind ein junges Unternehmen im Aufbau und werden die Gewinnzone dieses Jahr noch nicht erreichen. Deswegen sind wir derzeit intensiv auf der Suche nach Spendern, Förderern und Investoren."