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Ein solides Team, aber ohne politischen Spirit

Von Clemens Neuhold

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Man muss nicht politische Strohfeuer oder spätere Korruptionisten aus vergangenen Perioden bemühen, um zu dem Befund zu kommen: Das Team der Regierung Faymann II braucht sich nicht zu verstecken. Es ist eine Mischung aus Routiniers (Mitterlehner, Hundstorfer, Ostermayer), Fachexperten (Brandstetter, Rupprechter, Stöger) und Überraschungen (Karmasin, Kurz). Wobei die ÖVP mit ihren Leuten und Ressorts die SPÖ medial in den Schatten stellt, sobald Kurz von der Chinesischen Mauer winkt, Karmasin in Homestorys die neue Familie propagiert und Finanzminister Spindelegger mit erhobenem Zeigefinger zum Dauer-Sparen mahnt. Auch der parteifreie Justizminister in der ÖVP-Riege steht im Rampenlicht. Aber eher mit der Frage, ob er wegen seiner Promi-Klienten, die er bis zuletzt als Anwalt vertrat, zum Befangenheitsminister wird oder mit seiner Erfahrung Defizite in der Justiz beseitigen kann.

Doch kann die Regierung als Ganzes ihr politisches Defizit kompensieren? Das beste Personal wird die größte Wählergruppe des Landes - die Nichtwähler - mit ihrem "Arbeitsprogramm" ohne kernige Ansagen nicht hinter dem Ofen hervorlocken. Bildung, Pensionen, Prekariat, Standort - bitte mehr Pathos! Jeder Konzernboss verströmt bei der Bilanzpressekonferenz mehr visionären Spirit als die Regierung, die für sich in Anspruch nimmt, über acht Millionen Menschen durch eine sich rasant ändernde Zeit zu führen. Ein paar Youtube-Videos vom visionären Apple-Boss Steve Jobs zu studieren, hätte nicht geschadet.