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Ein Spital spart bei sich selbst

Von Heike Hausensteiner

Wirtschaft

Donauspital schichtet Jobs um. | Nachbesetzungen mit Verzögerung statt Personalabbau. | Wien. "Wir waren bisher der Meinung, dass unsere Ressourcen unendlich sind und dass wir ein natürliches Recht haben, sie zu steigern. Dass wir bei uns sparen könnten, sehen wir jetzt zum ersten Mal", sagt Lothar Mayerhofer, seit drei Monaten ärztlicher Direktor im Donauspital des Sozialmedizinischen Zentrum-Ost (SMZ-Ost) in Wien-Stadlau.


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Die Finanzkrise habe vielen die Augen geöffnet. Klar sei damit auch, dass der privatwirtschaftliche Bereich enorme Geldsummen vernichtet habe - "und nicht die Beamten und die staatlichen Betriebe", unterstreicht Mayerhofer.

Das Donauspital - abgesehen vom Allgemeinen Krankenhaus (AKH) mit 978 Betten eines der größten Krankenhäuser der Bundeshauptstadt - wird vom Wiener Krankenanstaltenverbund erhalten. Dessen Vorgehen verteidigt Lothar Mayerhofer denn auch. Die Personalkosten der Gemeindespitäler müssen nämlich um 1 Prozent gesenkt werden.

Zwar ist es schon länger so, dass die Gesundheitsausgaben viel stärker steigen als das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Um diese Kluft zu schließen oder sie zumindest zu verringern, drehen Krankenhäuser in erster Linie an der Schraube der Personalkosten.

Weniger Turnusärzte

"Wir haben seit Jänner geringfügig weniger Turnusärzte", bestätigt der ärztliche Leiter des Donauspitals im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Zudem habe man Jobs aus der Verwaltung in den patientennahen Bereich umgeschichtet, also in Ärzteposten umgewandelt. Und: "Austretendes Personal wird jetzt mit einer gewissen Verzögerung nachbesetzt. Das erspart den Abbau von weiterem Personal." Im Gegensatz dazu hätten in anderen Ländern die Mitarbeiter Gehaltseinbußen von 30 Prozent hinnehmen müssen.

Die österreichischen Bundesländer erhoffen sich neben der dezenten Reduzierung der Personalkosten ein wesentlich größeres Einsparungspotenzial durch Änderung der Strukturen: indem Krankenhäuser zusammengelegt werden oder Schwerpunkte eingerichtet werden. "Es muss nicht jeder eine große Herzoperation machen", sagt Lothar Mayerhofer. "Also ich würde als Patient lieber eine längere Wegstrecke fahren und dafür einen ordentlichen Bypass kriegen." Gewisse Dinge seien den Patienten zumutbar.

Nicht viele Patienten, sondern Reibungsverluste in der Zusammenarbeit belasten die Spitalsangestellten. Foto: fotolia

Wien wird mit dem Krankenhaus Nord in den nächsten Jahren ein zweites großes Spital jenseits der Donau bekommen. "Floridsdorf und auch die Donaustadt sind wachsende Bezirke, wir werden ein zweites Krankenhaus brauchen", so Mayerhofer. Zusätzlich pendeln Niederösterreicher und Burgenländer in das Donauspital. Die beiden Spitäler werden ebenfalls eigene Schwerpunkte haben, etwa interventionelle Kardiologie und Herzchirurgie im Krankenhaus Nord und Unfallchirurgie mit dem Schwerpunkt auf schwerverletze (polytraumatisierte) Patienten im SMZ-Ost.

Ambulanzen entlasten

Dem kürzlich von der Stadtregierung beschlossenen Spitalskonzept entsprechend wird es eine Reduktion von Spitalsstandorten in Wien mit Verlagerung von Leistungen von Westen nach Osten geben. Ob aber das neue Krankenhaus das fast 20 Jahre alte Donauspital entlasten wird, werde man sehen. "In den kommenden Jahren muss es uns gelingen, die niedergelassenen Ärzte stärker in die Versorgungspflicht zu nehmen, um die Spitalsambulanzen zu entlasten." Denn: "Die angebotsinduzierte Nachfrage", sagt der ärztliche Direktor, "gilt auch in unserem System".

Durch die Verlängerung der U-Bahn-Linie U2 ist das Donauspital seit Oktober des vergangenen Jahres von der Innenstadt in 20 Minuten zu erreichen. Das habe jedenfalls nicht, wie befürchtet, zu einem größeren Zustrom an Patienten geführt, die man nicht versorgen könne. "Die Anzahl der Patienten in den Ambulanzen ist gleich geblieben."

Was der ärztliche Manager in einem großen Krankenhausbetrieb noch leisten kann, ist: für eine Kultur der Zusammenarbeit - auch mit dem Pflegepersonal - auf den Stationen sorgen. Das sei zwar ohnehin klar, aber die Notwendigkeit habe jetzt auch eine Studie, in der Patientensicherheit und Fehlerhäufigkeit gemessen wurden, nachgewiesen. Denn was depressiv mache, seien Reibungsverluste in der Zusammenarbeit und Kommunikationsmängel, nicht die vielen Patienten.

Lothar Mayerhofer (45), Internist, ist seit Jahresbeginn - zunächst befristet auf zwei Jahre - ärztlicher Direktor des Donauspitals im SMZ-Ost.