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Ein Standard zum Fürchten

Von Christina Böck

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Mark Zuckerberg hält es für eine ziemlich "verrückte Idee", dass Facebook die US-Wahl beeinflusst haben könnte. Im selben Atemzug freilich betont der Gründer des Sozialen Netzwerks, dass es Facebook geschafft hat, zwei Millionen Menschen zu motivieren, sich für die Wahl zu registrieren. Also diesen Einfluss sieht Zuckerberg schon. Offenbar hat man ihn nun auch überzeugt, dass Falschmeldungen auf Facebook tatsächlich ein gravierendes Problem sind. Ein Problem, das unsere Gesellschaft in die bizarre Situation bringt, dass traditionelle Medien von vielen als "Lügenpresse" angesehen werden, während Meldungen auf Facebook, die mitunter wirklich frei erfunden sind, felsenfest vertraut wird. Solchen kommerziellen Fake-News will Facebook nun mit Werbebeschränkungen beikommen. Das ist aber nur ein halbwegs angeknackster Kopf dieser digitalen Hydra, zu der sich Facebook mit all seinen über Jahre gewachsenen Problematiken entwickelt hat.

Ein weiterer zeigt sich derzeit auf besonders unappetitliche Weise. Das Video, das dokumentiert, wie Jugendliche ein Mädchen in Wien brutal verprügeln, ist nach wie vor auf dem Sozialen Netzwerk zu finden. Über vier Millionen Menschen haben es gesehen. Facebook weigert sich, es zu entfernen. Justizminister Wolfgang Brandstetter sieht seine Hände gebunden. Denn Facebook besteht darauf, dass das Video nicht gegen seine Gemeinschaftsstandards verstoße. Nicht so wie blanke Brüste einer stillenden Mutter oder eines Barock-Kunstwerks.

Vielleicht sollte man einmal überlegen, ob man sich in einer Gemeinschaft mit solchen Standards noch wohlfühlt.