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Ein stiller Riese rückt ins Rampenlicht

Von WZ-Korrespondent John Dyer

Wirtschaft

Bohrinsel-Eigner Transocean will trotz Ölpest Dividende in Milliardenhöhe zahlen. | Boston. Als Steven Newman im vergangenen Jahr bei einem Betriebsfest einen Schautanz für seine Angestellten hinlegte, konnte er nicht ahnen, dass ein Video davon einmal im Internet weltweit Aufmerksamkeit erregen würde. Denn mit Transocean leitet Newman ein Unternehmen, das jahrelang als großer, aber stiller Akteur im Hintergrund galt.


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Doch seit dem Untergang der Transocean gehörenden und an BP verleasten Bohrinsel "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko ist der Konzern unweigerlich ins Rampenlicht gerückt. Sogar auf der Internetseite der "New York Times", die am Dienstag in einer großen Geschichte über den in der Schweiz ansässigen Marktführer bei Ölplattformen und Ölsuchschiffen berichtete, findet sich jetzt eine Verlinkung zu dem Video mit Newmans Tanzkünsten.

Doch auch die Politik zeigt mittlerweile verstärktes Interesse. So haben 18 demokratische Senatoren US-Justizminister Eric Holder aufgefordert, Ermittlungen gegen Transocean einzuleiten, weil das Unternehmen eine Milliarde Dollar an die Aktionäre ausschütten will. "Wir befürchten, dass diese rasche Aktion, Geld aus den Kassen des Unternehmens in die individueller Investoren zu verlagern, es schwerer macht, Schadensersatzklagen gegen die Firma zu führen", schrieb Senator Ron Wyden aus Oregon an Holden.

Transocean ist weltweit in 30 Ländern tätig und beschäftigt rund 18.000 Angestellte. Mit 140 Ölplattformen, darunter 25 Tiefsee-Plattformen, besitzt das Unternehmen etwa die Hälfte aller weltweit existierenden Bohrinseln. Dabei ist Transocean hochprofitabel. Allein im ersten Quartal 2009 hat das Unternehmen bei einem Umsatz von 2,6 Milliarden Dollar einen Gewinn von 677 Millionen Dollar gemacht. Im Vorjahresquartal waren es sogar 942 Millionen Dollar gewesen.

Transocean ist zwar im Schweizer Zug ansässig, aber seine Wurzeln liegen woanders. Das Unternehmen kommt ursprünglich aus Houston in Texas. Nach Auseinandersetzungen mit der US-Steuerbehörde IRS über eine Steuerforderung von 700 Millionen Dollar zog die Firma um, zunächst in die Steueroase Cayman Islands, danach in die Schweiz nach Zug.

Ob Transocean für die Schäden des Ölunglücks aufkommen muss, ist offen. Laut Vertrag muss BP für die Schäden aus dem Unglück aufkommen. Nach dem US-Gesetz über Ölverschmutzung ist ebenfalls BP als Eigentümer der Ölquelle auf dem Meeresboden verantwortlich für die Schadensregulierung.