Zum Hauptinhalt springen

Ein Stinktier stinkt nun einmal

Von Christina Böck

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 3 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Zugegeben, er ist nicht die zentralste Figur der Cartoonbrigade der "Looney Tunes". Das Stinktier Pepe unterliegt dem frechen Bugs Bunny und dem durchgeknallten Daffy Duck zweifellos in der Popularität. Aber die meiste Presse hat nun einmal derzeit der kleine Franzose mit der Drüse - denn Pepe le Pew ist in den Fokus der sogenannten Cancel Culture geraten. Weil er immer liebestoll einer schwarz-weißen Katze nachjagt, gilt er als Figur, die Gewalt an Frauen, also Rape Culture, normalisiere. Daher wurde er aus dem neuen "Space Jam"-Film geschnitten. Ausgerechnet eine Szene, in der die "umworbene" Frau handgreiflich auf die Avancen antwortet.

Der gesellschaftskritische Blick auf Kulturleistungen der Vergangenheit (Pepe stammt aus den 1940ern) gehört zum aktuellen Zeitgeist. Auf Disney+ macht man es sich leicht und markiert fast alle alten Trickfilme mit einem Hinweis, dass man beim Konsum des Films auf Stereotype stoßen könnte, "die damals falsch waren und die heute falsch sind".

Das führt zu wenig weit. Allein die "Looney Tunes" sind natürlich eine Fundgrube: Wird nicht der blutschelnde Daffy Duck wegen einer Sprachbehinderung diskriminiert? Und ist nicht Pepe eigentlich Opfer von Bodyshaming? Denn das mit den Damen klappt ja nicht, weil sein angeborener Odeur nicht akzeptiert wird.

Mit dieser selektiven Inkonsequenz wird man nicht weit kommen. Es wird nur so gehen: Alles verbieten, was möglicherweise lustig ist. Nur dann ist man auf der sicheren Seite.